Fahrzeug und Koffer
Wie in dem „Konzept“ bereits angedeutet haben wir uns mehr oder weniger wegen des (aus dem nichts auftauchenden) Angebotes für einen Iveco 90-16 entschieden. Natürlich haben wir noch ein bisschen links/rechts verglichen. Steyr, Mercedes – im Endeffekt waren für uns ja die Offroadeigenschaften nicht das Wichtigste. Wir haben dann viele Berichte und Fahrzeugumbauten vom 90-16 gelesen und gefunden und dachten uns. Das wird schon passen(d gemacht!). Flo ist dann also nach Schneeverdingen (bei Hamburg) zu einem Anbieter gefahren der immer wieder zahlreiche 90-16 in mobile.de anbietet. Genau hier war auch der Verkäufer eines bereits gekürzten Ivecos inkl. Kabine mit einer Innenlänge von ca. 3,6m – eben dieser Verkäufer hat uns dann angeboten einen Koffer nach unseren Maßen auf ein Fahrzeug unserer Wahl von dem Baumaschinenhänder zu bauen. Außerdem wird er auch das Fahrerhaus kürzen. ….Ich kürze die Geschichte hier ein wenig ab, wir haben das alles genauso in die Wege geleitet – Fahrzeug ausgesucht, gekauft, in dessen Hände übergeben und regelmäßig via Telefon und eMail Kofferwunschmaße und ähnliches kommuniziert…..bei einem Zwischenbesuch dann erstmal ein wenig erschrocken wie gebaut und gepfuscht wird…..Mängel aufgeschrieben und zur Nacharbeit definiert….bei der geplanten Abholung, Karre deutlich weniger weit als besprochen, gravierendste Mängel vorhanden – einen muss ich an der Stelle nennen: Loslagerung des Zwischenrahmens „aus versehen“ fest verschraubt (!!)…..wir haben also sämtliche weitere Vorhaben abgebrochen und das Fahrzeug in diesem Zustand mitgenommen. Danach ging ein Streit ums Geld los – naja wenigstens haben wir ein bisschen was wieder bekommen und im Endeffekt war es wirklich günstig aber auch erstmal sehr unzufrieden stellend.
Wir standen dann zuhause vor der Entscheidung Nacharbeiten oder Fahrzeug in diesem Zustand direkt wieder verkaufen. Damit war die Chance aber hoch, dass unser Reisetraum platz. Also in die Hände gespuckt und Karre „schnell“ fertig machen.
Erste „lesen Learned“: schaue dir fertige Vergleichs-Produkte immer VORHER genau an, Aussagen wie „das wird beim Nächsten anders“ sind nix wert und mache das ganze dort, wo man mit wenig Aufwand mal vorbeischauen kann (unsere Entfernung Stuttgart-Hamburg war einfach sc***e)
Wir wollen gar nicht alles aufzählen, was wir geändert haben. Aber letztendlich haben wir in jeder Ecke intensiv nachgearbeitet. Schweissnähte nachziehen, Abdichten, versteifen, Fensterrähmen setzen, Kofferlagerung überarbeiten, Kofferbefestigung ändern, Elektrik der Kofferbeleuchtung neu,…..Wie oft wir den Erbauer verflucht haben, wir uns gedacht haben: „warum investiert man Zeit, wenn man es net gleich gescheit macht….“
Irgendwie müssen wir hier beim Schreiben dem Ärger nochmal Luft machen, können mittlerweile aber etwas drüber schmunzeln, da wir ja im (jetzt) fertigen Koffer sitzen, der Regen prasselt nur noch auf das Dach und wir echt happy sind, wie wir uns aus der Bredouille gemeinsam raus gekämpft haben. Die Bedeutung des Satzes „ist ja schnell gemacht“ wird uns immer bis ins Mark begleiten.
Aber jetzt zur entscheidenen Frage wie sieht das Fahrzeug und der Koffer den nun aus.
Fangen wir mit dem Fahrzeug an:
was haben wir am Fahrzeug gemacht. Offensichtlichstes zuerst.
Bereifung
Wir haben Umbereift auf 385/65 R22,5 mit Hankook 15AM+. Gekauft bei Corint 5 Stück für 3750€ inkl. Versand. Bisher (wir können ja noch nicht von so vielen Kilometern berichten) sind wir aber bezüglich Abrollgeräusche extrem zufrieden und wissen das es diese Reifen überall auf unsere Reiseroute geben wird. Die Schlechtwegeeigenschaften kennen wir noch nicht aber wir sind da sehr zuversichtlich. Ich würde den Reifen mal als den „Brot und Butter Reifen auf der Baustelle“ beschreiben – aktuell sind wir der Meinung: Das passt auch für uns. Das Komplettrad wiegt knappe 135kg. Damit die Fahrerkabine voll gekippt werden kann ist der untere Eintritt einer Kette gewichen. Nein es ist nicht die 199€ Variante aus diversen stores sondern die 4,99 Ebay Dublexkettengebrauchtundleichtverrostetvariante…..
Tank
Da gibts nicht viel zu erzählen. Unser Fahrzeugerbauer hat den original Iveco Tank auf ca. 400l vergrößert. Wir haben also einen total unprofessionellen Stahltank, der jetzt sogar dicht ist ;-). Aber da sind keine Schwallbleche und nix drin. Kein Doppeltanksystem, kein Catchtank – wir schauen einfach mal ab wann wir mit so einer Basic Variante Probleme bekommen. Und sie war halt dran am Auto und wir haben es jetzt einfach so gelassen. Wir werden berichten….
Fahrerhaus
Fahrerhaus wurde so gekürzt, dass hinter dem hinteren Fenster noch ca. 20cm sind. Dadurch wurde es möglich in der Zweiten Sitzreihe 2 Sitze in Fahrtrichtung mittig zu verbauen, die auch als Erwachsener in Sofamanier gemütliches Loungeflair bieten. Auch hier haben wir nachgearbeitet – es ist also jetzt dicht und die Schweissnähte sehen passabel aus. Neben der Nacharbeit haben wir aber innen einiges gemacht. Durchrostungen beseitigt (unbedingt bei Fahrzeugkauf die Sitzbefefestigung anschauen !), Alubutyl auf große Blechflächen verklebt. Tipp: Ein flächiges Verkleben bringt außer Gewicht nichts, da hiermit durch Masse Flächen in ihrem Schwingverhalten geändert werden. Bei einer Kante schwingt das Blech auf Grund seiner Steifigkeit schon nicht. Das komplette Dach haben wir mit leichtem Akkustikschaum 6-8cm dick beklebt. Wir wollten hier keine Wärmedämmung sondern ausschließlich den Schall „tot laufen lassen“. Alle alten Verkleidungsteile haben wir mit Filz überzogen. Auch die blecherne Rückwand haben wir direkt mit Filz beklebt. Dies bietet ebenfalls nochmal Schallreduktion, sieht cool aus und war obendrein noch echt einfach zu verarbeiten. Echter Tipp zum Aufhübschen….
Ergebnis aller Mühen: Bei Regen bleibt dieser wo er sein soll – draußen! Bei 90km/h Reisetempo hören wir entspannt Musik und können uns entspannt unterhalten. Keine angestrengte Ohren. Auch die Kinder finden es top – Wir sind also bis dato sehr zufrieden.
Hier unsere roomtour der Fahrerkabine kurz vor Abfahrt
Jetzt zum Wohnkoffer
Prinzipiell bekommt der Koffer seine Statik durch die Außenkanten, welche aus 5mm Alu L-Profilen geschweißt sind. In dieses Skelett sind 2mm Alutafeln genietet. Diese sind an den Kanten doppelt gekantet. Somit bekommen sie deutliche Erhöhung der Biegesteifigkeit. Die einzelnen Elemente sind wiederum miteinander verschraubt. Allerdings wurde nicht erst das äußere Skelett gebaut sondern die Bauart „von unten nach oben“ haben wir ebenfalls dem Erbauer zu verdanken. Ursprünglich wollten wir den Koffer so haben, dass wir „nur noch“ den Innenausbau machen müssen. Leider war die Qualität des Erbauers so mangelhaft, dass wir den Kofferbau dann selbst beendet haben. Nachdem wir ihn erstmal versteift haben, die Kofferbefestigung auf dem Hilfsrahmen angepasst haben, Schweißnähte vernünftig nachgezogen haben, Abgedichtet haben,…… haben wir begonnen von Außen nach Innen einen Alusandwichkoffer mit 50mm geraffeltem XPS und 12mm Wandverkleidung (an der Decke 6mm) aufzubauen. An den gekanteten Alu-Stoßkanten haben wir 15mm Siebdruck aufgeklebt. Damit haben wir ein „entkoppeltes“ Fachwerk gebaut, um dort die Wandverkleidung aus 12mm papierbeschichtetem Ilomba-Pappel Holz zu verschrauben.
Der Wohnkoffer selber steht auf einem sehr einfachen Zwischenrahmen und ist mittlerweile federgelagert. Auf den Bildern ist er vom Erbauer noch mit Gummipuffern gelagert. Diese haben aber in einem Verschränkungstest so wenig Weg ermöglicht, dass wir hier ebenfalls nachgearbeitet haben. Mit der „Einfachheit“ des Zwischenrahmens müssen wir leben bzw. denken auch das er für die Auslegung „Schlechtweg-Fahrzeug“ ausreichend ist.