El Calafate, El Chalten und die Berge
Kurzüberblick: in El Calafate besuchen wir den Perito Moreno Gletscher, lernen eine super nette Werkstatt Crew kennen, bleiben in Summe fast 2 Wochen in der Gegend. Danach geht es weiter nach El Chalten wo wir den berühmten Fitz Roy bewundern. Auch in diesem Tal verbringen wir eine knappe Woche.
Seit dem letzten Update sind wieder knappe 3 Wochen vergangen aber wir haben uns nur wenig Kilometer bewegt. Wir waren also am Lago Roca an einem schönen Campingplatz. Weil es so toll war sind wir zwei Nächte gestanden. „Insidertipp: wenn man sich an der Rangerstation Nähe des Campingplatzes die Eintrittskarte des Gletschers abstempeln lässt, kann man am zweiten Tag den Gletscher kostenlos erneut besuchen.“ Da wir noch gar nicht am Gletscher waren, ist das das nächste Ziel gewesen. Was soll man sagen – irgendwie unbeschreiblich. Man steht gegenüber des größten (aktuell wohl einzigsten noch wachsenden) Gletschers. Eine bis zu 70m hohe Eiswand die regelmäßig den Durchgang vom „Brazo Rico“ und dem „Lago Argentino“verschließt. Mit ungefähr 2 Metern pro Tag schiebt sich die Gletscherzunge talabwärts. Regelmäßig brechen tonnenschwere Brocken ab und fallen ins Wasser. Ein einmaliges Spektakel. Die Boots- und Kanutouren konnten wir nicht ganz nachvollziehen, da man hier mehr Sicherheitsabstand halten muss. Per Pedes hat man wirklich super Zugang und kann dem immensen Naturschauspiel zuschauen. Nach einem halben Tag sind wir zurück nach El Calafate und haben auf der Strecke am Fluss eine Nacht auf Dienstag geschlafen.
Dienstag Morgen hatten wir bei einer Werkstatt einen Termin zum schweißen der Kabinenlagerung. Wir hatten diese bereits verstärken lassen allerdings war das noch nicht ausreichend und im Torres Nationalpark ist uns die Reparatur Lagerung erneut gerissen. Diese Werkstatt war weder in IOverlander noch auf Google Maps. – und sie war ein Glücksgriff! Javier und sein Team arbeiten top außerdem werden wir von Javiers Frau Irma herzlich empfangen. So hilft Flo beim Schweißen und Schrauben und Babsi verbringt tolle Stunden am Strand, beim Backen und es gibt sogar eine Reitstunde auf den „Werkstattpferden“. Wir machen also alles was wir hier auf der Liste haben. Kurzer technischer Ausflug: wir bauen das Kabinenlager mit einem RAM 1500 Getriebelager nach, verstärken beide Lagerungsböcke, verbauen einen Dieselfilter mit Wasserabscheider, vergrößern das Festlager des Zwischenrahmens, verbauen zwei Abschleppösen am Heck und reparieren eine Ölkontrollschraube des Verteilergetriebes. Außerdem rotieren wir die Räder mit Erad, kontrollieren alle Bremstrommeln, checken alle Flüssigkeitsstände, Ölwechsel haben wir auch erledigt, Ventilspiel kontrolliert und eingestellt. Außerdem hat unsere Luftansaugung noch eine kleine Schutzhaube gegen Wasser und Staub bekommen.
Zwei Tage stehen wir also bei Javier in der Werkstatt und können hier auch schlafen. Abends gibt es Lamm von Rob dem Farmer (ein Kumpel von Javier), wir sitzen abends lange zusammen und dank Englischer Kommunikation lernen wir wieder viel über Argentinien und dessen Herausforderungen. Dinge wie Hausfinanzierung oder Finanzielle Vorsorge für den Nachwuchs sind hier nicht möglich. Was in Europa mit konservativen Anlagemodellen irgendwie (trotz der aktuellen Situation) möglich ist, ist hier in Argentinien bei 100% Inflation undenkbar. Es gibt keine Planungen. Weder privat noch geschäftlich. Alle einnahmen werden sofort ausgegeben. Meist in Stahl und Material. Größere Investitionen gelingen meist so, dass kleiner Dinge gleichzeitig verkauft werden und dann direkt die Summe investiert wird…angeblich gibt es in Argentinien 8 Millionen Erwerbstätige, die mit ihren Steuern das Sozialsystem aufrecht erhalten müssen. Diese reichen jedoch nicht und der Staat druckt Geld….die Lösung – nicht in Sicht. Der Kreislauf verschlimmert sich jedes Jahr selber. Schon erstaunlich wie gelassen hiermit umgegangen wird – DAS sind wirkliche Probleme. Viele der aktuell 20-30 jährigen suchen deshalb eine sichere Zukunft im Ausland. Buh, spannend, traurig und man fühlt sich selbst aus „Ausländer“ hilflos. Umso dankbarer sind wir um die Gastfreundschaft!
Nach zwei Nächten verabschieden wir uns (Spoiler: zum ersten Mal…) und finden am Lago Argentino einen tollen Stellplatz, wo wir 3 Tage nichts machen außer Sonne tanken und den Kids beim sandeln zu schauen. Hier treffen wir auch wieder viele alte bekannte Gesichter und haben eine tolle Zeit.
Am 22.01 wollen wir dann weiterziehen aber noch bevor wir alle Vorräte, Diesel und Wasser wieder füllen können, ereilt uns ein merkwürdiger Anruf eines unbekannten Schweizers. Ein Motorradfahrer ist solange gefahren, bis er wieder Empfang hatte und hat uns mitgeteilt, dass Michele und Geraldine im T4 irgendwo nordwärts stehen und wohl ein größeres Problem haben. Wir entscheiden, dass wir direkt dorthin fahren und Hilfe anbieten. Wir fahren also ca. 120km bis wir sie „finden“. Gemeinsam diagnostizieren wir einen Defekt am Verteilergetriebe. Der 2cm dicke Pilz an Metallspänen um die Ölablassschraube verheisst nichts gutes….wir bemühen uns um die Organisation eines Abschleppers. Leider finden wir bei uns quasi gleichzeitig und per Zufall einen leckenden Hauptbremszylinder (vor 3 Tagen in der Werkstatt war hier alles trocken). Wir machen also gute Miene dazu, verbringen eine Nacht gemeinsam neben der Straße. Tagsdrauf wird der T4 abgeschleppt und wir fahren ebenfalls zu Javier zurück. El Calafate will uns irgendwie nicht so richtig gehen lassen. Alle sind etwas erstaunt uns wieder zu sehen aber wir dürfen sofort wieder in die Halle. Flo schraubt am LKW und die Werkstattcrew kümmert sich um den t4. Außerdem kommt noch der Vario von Dario und Céline auf dem Abschlepper mit gerissenem Kreuzgelenk der Antriebswelle an….ganz schöne Leichenhalle…Diagnose am t4: zwei Lager komplett zerlegt, Lagersitze eingelaufen und viele Spähne im Getriebe….aber alle sind zuversichtlich das wieder zu flicken!
Wir zerlegen den Bremszylinder und tatsächlich kann Pablo ein GENAU richtiges (also nicht nur so ungefähr passend) Reparaturset auftreiben. Somit steht der Reparatur nix mehr im Wege und wir machen uns nach zwei weiteren Nächten auf. Wir sind zwar nach einem Tag fertig aber da es abends nochmal ein großes Grillfest gibt bleiben wir natürlich.
Tatsächlich können wir dann mit einem Zwischenstopp nach El chalten fahren. Auf dem Weg dorthin kommt der 3400 Meter hohe Fitz Roy immer näher und trohnt majestätisch über der Szenerie.
Vor dem Stadteingang gibt es einen Parkplatz, der von vielen Overlandern als Schlafplatz genutzt wird. Es ist die einzige Möglichkeit kostenlos zu übernachten. Wir bleiben hier drei Nächte stehen und machen Wanderungen bei tollstem Wetter. Die Jungs machen eine 6km Wanderung mit und laufen dabei noch 200 Höhenmeter. Außerdem kann Babsi morgens um 6 Uhr loslaufen und Flo kommt ihr mit den Jungs entgegen. So klatschen wir ab und können beide weite Wanderungen machen. Flo ist abends nach 22km und 1000 Höhenmetern platt, da trifft es sich ganz gut dass das Wetter etwas schlechter wird und wir deshalb die Schotterstraße bis zum Ende fahren und an der Laguna del Desierto eine Nacht stehen bleiben. Im Wald ohne Wind – total ungewohnt! Hier wandern wir tagsdrauf mit den Jungs zum Gletscher Huemul. Auf dem Weg zurück Richtung El Chalten fahren wir an einem Camp mit tollem Spielplatz vorbei – nein eben nicht. Wir bleiben stehen, mindestens mal zwei Nächte….und haben uns mal mit 1PS fortbewegt. Wie immer gibt es mehr Bilder hier…
2 Gedanken zu „El Calafate, El Chalten und die Berge“
Hallo liebe Familie Thum,
das sind wahre Abenteuer. Ich hatte beim Lesen, Freude, Gänsehaut und bin total beeindruckt. Danke für den super ausführlichen Bericht, mit all den Bildern, die Kinder erfreuen sich immer daran und die Info auch zu Land und Leute. Die Kinder aus der Kita schauen sich immer gern die Fotos an und stauen, was Bene ….. so erlebt. Bei uns zieht die Faschingszeit ein, mit Spaß, Trubel und Verkleiden. Wir wünschen uns alle wärmeres Wetter, damit wir länger draußen spielen können. So sind wir gerade alle gesund und haben jeden Tag viele Kinder. Wir planen unser Jubiläum mit einem großen Fest und warten auf unseren Anbau in der Kita der immer noch nicht steht. Liebe Grüße von der Kita, mit den Kindern und den Erwachsenen.
……so ein Werkstatt Aufenthalt hat definitiv auch was Positives, man erfährt mehr „Details“ über Leute, Land, Wirtschaft und ihre Zusammenhänge…..jedenfalls sehr interessanter Bericht!!! Tolle Bilder – Traumkulisse bei traumhaften Wetter 😀