Perito Moreno NP und Carretera Austral

Perito Moreno NP und Carretera Austral

Kurzüberblick:

Nach dem Fitz Roy Massiv sind wir über Gobernador Gregores in den Nationalpark Perito Moreno gefahren. Für uns ein persönliches Highlight. Über die kleine RP41 ging es am Passo Raballos nach Chile. Tolles fahrerisches Highlight! In Cochrane beginnen wir uns auf der Carretera Austral nordwärts zu bewegen. Dort schauen wir die Marmorhöhlen, Gletscher und “Regenwald” um Rio Tranquillo an. Nach 1000km Schotter erreichen wir bei Coyhaique wieder mal Asphalt und fahren weiter nach Norden….

Nachdem Fitz Roy Massiv machen wir uns auf der Routa 40 auf den Nordweg. Auf dem Weg nach Gobernador Gregores nehmen wir 3 Anhalter mit. Die Straße wird mal wieder schottrig und wir sehen total erschöpfte Motorradfahrer. Sie zählen sehnsüchtig die Kilometer runter…72km (teilweise grober) Schotter. Wo wir uns über tiefe Schotterpassagen freuen, da unser LKW weniger harte Schläge abbekommt, sind die Motorradfahrer mit dem Gleichgewicht am Kämpfen. Einen “umgefallenem” Biker müssen wir helfen das schwer beladene Motorrad aufzurichten. In Gregores laden wir die Tramper aus und gehen abends noch einkaufen. Das wird die letzte Stadt sein. Also Vorräte voll machen Wasser und Diesel fassen. Wir sind erstaunt darüber, dass die (eigentlich volle) Feuerwehr noch einen vollen Einkaufswagen in der Küche unter bekommt. Wir genießen nochmal die Dieselpreise und machen für knappe 0,5€ pro Liter unseren 400l Tank voll. Die vorhergesagte Dieselknappheit erleben wir auch hier nicht. Bisher ist es nie ein Problem irgendwo Treibstoff zu fassen. Auch die Dieselqualität scheint für unseren Oldy schmackhaft zu sein.

Nach einer Nacht in Flussnähe fahren wir am nächsten Tag aus der Stadt und sehen unsere 3 Anhalter von gestern wieder. Na klar – sie dürfen wieder einsteigen und wir nehmen sie noch 100km mit. Dort endet für uns erstmal die Routa40 und wir biegen nach Westen ab und wechseln auf eine kleine Schotterstraße. Also Luftdruck in den Reifen runter und rein ins Geholpere…Schon erstaunlich, wir fahren dort nochmals 100km von Horizont zu Horizont. Wir sind also 200km von der letzten Stadt weg und erreichen den Perito Moreno Nationalpark. Auch in alle weiteren Himmelsrichtungen gibt es quasi keine Infrastruktur. Es ist augenscheinlich einer der einsamsten Parks Argentiniens. Ungefähr 2000 Besucher im Jahr sollen hier her kommen. Wir erleben bei manchen Reisenden das erste mal Treibstoffknappheit – manche müssen abwägen ob sie im Park “umherfahren” da der Sprit sonst nicht mehr für den Rückweg reicht. Wir sind froh über unseren 400l Tank und haben trotz des erhöhten Verbrauchs auf Schotter mit geringem Reifenluftdruck eine Reichweite von guten 1200-1400km. (Spoiler: auf dieser Etappe brechen wir den Maximalrekord und verbrauchen knappe 30l/100km…)

Wir genießen 4 Nächte den tollen Park und fahren jede Straße (wobei Straße hier in Deutschland ungefähr Feldweg heißen würde). Absolute Natur – Tiere, Berge, Seen – Panorama. Mit unter am meisten fazinieren die unterschiedlichen Blautöne der angrenzenden Seen, die roten Schattierungen der Berge und die Einsamkeit. 200km um einen ist quasi nichts….wir kommen uns irgendwie klein vor. Neben der Straße, die wir in den Park gekommen sind, gibt es eine alte Verbindungsstraße in ein Nachbartal ca. 60km Luftlinie entfernt. Diese Straße wird aber seit mehreren Jahren nicht mehr “gepflegt” und man muss sich beim Ranger anmelden, um die Straße fahren zu dürfen. Wir registrieren uns und treffen uns mit Gert und Evi in ihrem MANfred um die Strecke gemeinsam zu fahren. Nachmittags verlassen wir den Park und machen uns auf die RP41 Richtung Lago Posadas. Nach einer kurzen Etappe durch die Pampa erreichen wir die umliegenden Berge und es geht selbige auf direktestem Wege nach oben. Durchschnittlich mit 20% Steigung erklimmt die Feuerwehr auf dem schmalen Weg die Hochebene auf ca.1400m Höhe. Die Aussicht ist unbeschreiblich. Außerdem sind wir wirklich begeistert, wie wir scheinbar auf Ketten über den Schotter hier nach oben gezogen werden….außer einer kleinen schwarzen Wolke lässt sich die Feuerwehr nichts anmerken 🙂 ohne Untersetzung wären wir hier vermutlich nicht hochgekommen.  Vor uns erstreckt sich nun eine Hochebene mit erstaunlichen Ausblicken und noch nie gesehenen Naturformationen. Wir staunen über Mondlandschaften, Vulkangestein, riesige Felder voller Fossilien – versteinerte Muscheln unter unseren Füßen bei jedem Schritt auf 1600 Meter. Die Kids sind im Fossilienfieber und auch wir Erwachsenen staunen nicht schlecht. Unseren ersten  Schlafplatz finden wir bei der Laguna La Oriental. Toller Ausblick, Guanacos, Kondore… am folgenden Tag kommen wir in 8 Stunden ca. 35km weiter aber wir genießen den Weg. Teilweise krabbelt der LKW im ersten Gang bei 2-4km/h über Geröll, wir durchqueren einige kleine Bäche und kommen aus dem Gucken nicht mehr raus. Nach einer zweiten Nacht auf dem Pass vollenden wir tagsdrauf die Strecke und fahren 30 Serpentinen runter zum Lago Posadas. Dabei stellen wir fest, dass für unsere Feuerwehr steil bergab schwieriger ist als steil bergauf. Man merkt wie die knapp 9 Tonnen den Berg runter drücken und die Motorbremse die (leichte) Hinterachse schon blockieren lässt. Aber nichts unkontrollierbares! Nach vielen Kurven und ebenso zahlreichen Fotostops erreichen wir das Tal. Da uns der Weg so gut gefallen hat, haben wir davon ein kleines Video geschnitten (hier). Wir machen uns ein paar entspannte Tage am See, tanken das letzte mal in Argentinien bei Lago Posadas bevor es über den Paso Roballos nach Chile geht. Wir tanken 135l nach – und das nach 450km. Rekord – 30l/100km. Schotter, Steigung, wenig Reifenluftdruck und Untersetzung katapultieren den Verbrauch nach oben. Um nach vielen Tagen ohne Infrastruktur unsere Vorräte wieder aufzufüllen fahren wir auf der berühmten Carretera Austral ein kleines Stück südwärts bis Cochrane.

Nach 10 Nächten die erste Stadt…Wir kommen gerade pünktlich zum hiesigen Gaucho Fest an. Das Essen und die Stände gefallen uns sehr gut. Was für uns, wie schon beim Gaucho Festival in San Antonio de Areco sehr befremdlich ist, sind die Darbietungen der Gauchos. Dieses Mal werden Jungrinder (Schumpen, wie man im Allgäu sagt 🙂 ) per Lasso eingefangen und dann in eine Arena getrieben. Hier sind allerlei Amateurgauchos verteilt, die ihre Lassokünste an den Tieren testen. Das Seil legt sich immer enger um den Hals der Tiere. Bei einem Tier bekommen wir mit wie dies gar zum Black Out führt. Das Tier hängt die Zunge raus und geht schließlich zu Boden. Sofort wird das Seil gelockert und das Tier wird mit Tritten wieder belebt damit die Show weiter geht. Wir und die Kids verlassen nach kurzem verstört die Tribünen. Das Spektakel trifft nicht unseren Geschmack. Wir fahren bald die berühmte Carretera Austral nordwärts. Leider zeigt sich die Schotterstraße (einzige Südverbindung nach Chile) mehr schlecht als recht. Wir statten den Marmorhöhlen via Motorboot einen Besuch ab und sind begeistert von den Steinformationen. In Rio Tranquilo stehen wir zwei Nächte am Strand und fahren dann die 80 km lange Sackgasse bis zum Gletscher Exploradores und weiter zur letzten, für uns, unpassierbaren Brücke. 2,4m Breite und 2,5m Höhe sind etwas zu wenig. Von dort steigen wir für die letzten 8 km aufs Fahrrad. Das Tal ist absolut sehenswert und landschaftlich eine der schönsten Straßen die wir auf unserer Reise befahren haben (wenn auch nicht die beste, es war das reinste Schlaglochbingo). Ein Aufeinandertreffen von Dschungel und Gletscher konnten wir uns bislang nicht so recht vorstellen, jetzt wissen wir, dass das geht… 

Etwas nördlich von Rio Tranquillo treffen wir uns zur Geburtstagsfeier von Max. Wir sitzen bis weit in die Nacht am Lagerfeuer. Die Kids schlafen gegen Mitternacht in unseren Armen am Feuer ein und wir alle genießen diesen schönen Abend! 

Die Strecke bis Coyhaique meistern wir an einem Tag und erreichen nach 1000km Schotter das erste mal wieder Asphalt. Gleichzeitig zeigt sich wieder die Zivilisation. Wir sehen Landwirtschaft und viele Zäune neben der Straße. Wir nutzen die Stadt für einige Notwendigkeiten (kleinere Reparaturen, Putzen, Wäsche, Einkaufen, Internet…). Nach zwei Nächten geht es weiter – immer Richtung Norden…wie immer gibt es mehr Bilder hier.

Ein Gedanke zu „Perito Moreno NP und Carretera Austral

  1. Hallo Ihr Abenteuer, dass sind ja wieder sehr beeindruckende Erlebnisse. Erstaunlich, dass sie immer wieder gleichgesinnte treffen, die Hilfsbereitschaft ist ja besonders groß und wichtig. Die Feuerwehr ist Ihr treuster Gefährte. wunderschön sind wieder die Bilder und die ausführlichen Berichte. wir können mit nicht ganz so vielen Neuigkeiten berichten. der Alltag läuft so in seinen Bahnen. Wir wünschen Ihnen weiterhin tolle Erlebnisse. Von unseren Kindern, Karl, Roko und Ivano liebe Grüße. Eure Kita Berg Bürg.

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