Vesterålen – bis zum Nordkapp
Wir haben also die Lofoten am 23.07. in Fiskebol mit der Fähre nach Melbu verlassen und auf Grund des anhalten Regens „bummeln“ wir nicht über alle „Arme“ der Vesteralen sondern wollen Zielgerichtet nach Andenes auf der Insel Andoya – hier haben wir eine Waltour für den 26.07. gebucht. Trotzdem fällt uns auf, dass die Vesteralen landschaftlich sehr vergleichbar mit den Lofoten sind aber auf den ersten Blick sich die Wohnmobilperlenkette halbiert hat. Die nächste Nacht ist unspektakulär an einer kleinen Strasse direkt am Meer, wo wir zwischen Schafen und deren „Gebimmel“ einschlafen. Am nächsten Morgen bekommen wir vom „Sixfoot“ noch kurz Gesellschaft und plaudern nett über Reisepläne und -erfahrungen.
Etwas weiter nördlich wollen wir südlich von Bleik auf unsere Waltour „warten“. Dieser Platz stellt sich als eine wirkliche Perle heraus. Traumhaftes Wetter, super Wanderung in der Nähe und mega nette Leute. Ein echtes Highlight! Nach unserer Ankunft lernen wir zwei Schweizer Pärchen kennen und sitzen Abends bei uns vorm Auto zusammen und unterhalten und fachsimpeln bis in die frühen Morgenstunden. Eines der Pärchen plant ebenfalls einen LKW Ausbau. Tagsdrauf hat Babsi den nahegelegen „Matind“ bestiegen. Sie kommt derart begeistert zurück, dass ich das am nächsten Tag ebenfalls nachhole. Wir sind aber froh die Tour ohne die Kids gemacht zu haben – war für alle entspannter ;-). Am Abend sitzen wir mit neu eingetroffenen deutschen und einer lustigen schwedischen Truppe zusammen. Babsi zeigt ihre Backkünste, indem frisches Brot und Pizzarolle auf den geschaffenen Gemeinschaftstisch beigesteuert wird. Auf selbigem finden wir von den Schweden mega leckere eingelegte Makrele und allerlei Fisch. Sie sind zwei Wochen hauptsächlich zum Angeln in Norwegen und sind Restaurantbesitzer und Chefkoch…Der Tausch hat sich gelohnt und wir sitzen gemeinsam bis spät in der Mitternachtsonne. Einziger Wermutstropfen – der andere Deutsche hackt sich beim Holz machen ein Stück der Fingerkuppe ab – aber auch hier können die professionellen Fingerschneider a la Koch helfen…. Am nächsten Morgen dann die enttäuschende SMS: „your Whale Safari is cancelled because of windy conditions“. Leider sind die Wetteraussichten wieder so schlecht, dass frühestens mit der nächsten Walsafari in 3-4 Tagen zu rechnen ist (vielleicht). Aus dem Grund entscheiden wir Gutes gut sein zu lassen, behalten diesen Platz in wirklich toller Erinnerung (verbringen keine 4 regnerischen Wartetage) und gehen am dritten Tag abends auf die Fähre von Andenes nach Gryllefjord auf Senja.
Eigentlich wollten wir Senja ebenfalls ein wenig erkunden aber es regnet mal wieder und so halten wir direkt nach der Fähre in Torsken. Hier will Flo endlich mal wieder die Angel auspacken. Die Schweden vom letzten Abendessen haben diesen Platz als „Makrelen-Tipp“ preisgegeben. Es schüttet wie aus Eimern aber Flo zieht mit den Jungs los und positioniert sich auf dem Steg. Nach kürzester Zeit sind die ersten Bisse da, aber leider handelt es sich um Fische der Kategorie „Fischsuppe“ – also alle (bestimmt 10 Stück) wieder reingeworfen. Bis endlich die erste Makrele am Haken ist. Und ja so eine Makrele ist schon ein anderes Kaliber. Nach kurzem Kampf und Springen liegt sie dann in der Wanne. Schaut lecker aus! Die Jungs sind mittlerweile durchgefroren und mit Babsi im Auto verschwunden. Als ich (Flo) nach ca. einer Stunde mit einer vollen Wanne (6 Makrelen und 1 Kabeljau) zurückkomme, schauen sie aber nicht schlecht. Frisches Essen für die nächsten Tage. Also erstmal Ausnehmen und ab in den Kühlschrank. Euphorisch gehen wir durchgefroren ins Bett.
Der Regen soll aber die nächsten Tage weiter anhalten, so dass wir entscheiden, dass diese Tage jetzt Fahrtage werden. Wir nehmen jetzt das Nordkapp ins Visier und verabschieden uns nach dieser einen Nacht wieder von der Insel Senja. Auf einer der kleinen Inselstrassen haben wir (vor allem Flo als Fahrer) den ersten richtigen Adrenalinmoment. Vor einem Baustellenabschnitt (Schotter) blinkt ein, zwei Fahrzeuge vor uns fahrendes, Wohnmobil rechts, weicht auf den Seitenstreifen aus und hält (fast) an. Für uns klar: Er lässt uns vorbei. Leider hat er uns übersehen (????) und wollte nur den zwischen uns fahrenden PKW vorbeilassen und schert deshalb kurz vor uns wieder ein. Sofortiges Hupen (zum Glück den Hupenknopf gleich gefunden) lässt ihn sein Manöver zwar beenden aber dennoch müssen wir ausweichen und pressen uns zwischen seiner Fahrzeugseite und dem Straßengraben vorbei – bei 50km/h und Schotter. Der Gegenpendler bringt den LKW kurz in ein Drift und die Hinterachse rutsch quer über den Schotter. Ende gut alles gut. Nix berührt, niemand liegt im Graben – und Flo ist froh schon ein paar Kilometer abgespult zu haben um unsere Feuerwehr im „Griff“ zu behalten. An dem Tag schaffen wir 350km Küstenstrasse. Diese sind geprägt von Benjamin Blümchen Hörbuch, Toniboxfigurenwechsel, Regen und Überlegungen wie wir den Fisch zubereiten. Wir kaufen erstmal ein Filetiermesser und legen ein Teil der Filets bei einem Stopp auf die Schwedische Art ein. Bei einem weiteren Stopp zum Abendessen schmeissen wir auf einem Parkplatz den Grill an und es gibt: Makrelenfilet mit Dill, Zitrone, Zwiebel, Knobiöl in Aluschale, gefüllte Makrele und Kabeljau. Bei dem Wetter hält uns wenigstens gutes Essen bei Laune. Wir schlafen auf einem schönen Plätzchen bei Burfjord und haben die Hälfte der Nordkappetappe geschafft. Am nächsten Tag heißt es mal wieder „es geht nordwärts“ (vermutlich zum letzten Mal) aber auch „es geht landeinwärts“ und so verlassen wir bei Alta das erste mal die imposante, windige Küstenregion und sind bis Olderfjord im Innland unterwegs. Wir sind total überrascht es geht über Ebenen die kargen Hochebenen gleichen aber mit 200m eben nicht „hoch“ sind. Sanft geschwungene Straßen von Horizont bis Horizont und auf den „Passhöhen“ erstaunliche Sicht. So sind wir viel mit Gucken beschäftigt und leichter Nieselregen ist ja „guter“ Regen. Olderfjord ist dann eine „Entscheidungsstelle“ – entweder hoch zum Nordkapp und damit in die wohl längste Sackgasse (128km) oder südwärts. Wir hören und lesen immer wieder von den Schilderungen: Ja das Nordkapp, eine Kugel im Nebel halt oder da brauchst net hin, da sind eh nur Touristen und der Weg ist nervig. Trotzdem klar 1. wir sind Touristen 😉 und zweitens finden wir die Vorstellung das „Ziel“ erreicht zu haben doch zu verlockend – als wir dann nochmal den Wetterbericht checken sind wir fast euphorisch, da für morgen bestes Wetter vorhergesagt ist. Außerdem Mitreden kann auch nur der, der da war. Also Blinker setzten und rein in die Sackgasse. Da wir bewusst morgen am Nordkapp sein wollen, schlagen wir unser Nachtlager an einer karibischen Polarmeerbucht 60km VOR dem Nordkapp auf. Ein tolles Plätzchen und als wir morgends die Rollos öffnen sehen wir blauen Himmel und Sonne, kaum Wind. Yeah! Also gehen wir baden – klar die Chance muss ergriffen werden. Wenn wir schon bei „Zielen“ sind, wer kann denn bitte sagen er war 60km vorm Nordkapp im Polarmeer baden – wir können es 😉 Wir fahren also die letzten 60km bei schönstem Wetter in den hohen Norden – und wenn euch jemand das nächste Mal erzählt die Straße zum Nordkapp sei langweilig, fragt ihn mal bei welchem Wetter er da war. Uns hat die Straße und die Landschaft umgehauen. Buchten, „Hochebenen“, Weitblick, Rentiere – schon hier war für uns klar der Weg hat sich gelohnt es kann nur noch ein Sahnehäubchen kommen. Ca. 10km vor dem Kapp haben wir noch einen kleinen Spaziergang zum Kirkeporten gemacht. Durch das natürliche Felsdurchbruch kann man das Horn des Nordkapps ins Visier nehmen – 1. Sahnehäubchen. Wir fahren die letzten Kilometer, hier haben wir mit all den Radfahrern gelitten. Kurz vor dem Ziel kommen nochmal Anstiege, die sich gewaschen haben – lang und ungnädig und das schon bei bestem Wetter. Wir wollten uns nicht vorstellen wie das für die Biker bei Regen von der Seite und 50km/h Wind sein muss……3.Gang, schwarze Dieselwolke und rauf! Am Nordkapp wird man freundlich am Parkwächterhäuschen begrüsst, nachdem wir sagen, dass wir hier einfach nur parken wollen, wird uns bestätigt, dass man hier umsonst parken und nächtigen kann. Das Gerücht die Anfahrt kostet 60€ kommt daher, dass an diesem Parkhäuschen ebenfalls der Eintritt für das Museum, Restaurant und Giftshop bezahlt werden kann. Diese stolze Summe beinhaltet dann auch den kostenlosen Parkplatz – 2.Sahnehäubchen. Der Platz selber ist aus Campersicht nicht hübsch – viele Fahrzeuge, Schotter, schräger Boden aber es ist die Stimmung und die Vielfalt, die diesen Platz ausmachen. Bereits vom Parkplatz sieht man dann auch in die endlose Polarmeerweite. 300m über dem Meer an einer steilen Klippe mit einem unbeschreiblichen Panorama – 3.Sahnehäubchen. Wir sind also am 29.07., dem letzten Tag der vollständigen Mitternachtssonne bei bestem Wetter am Nordkapp und geniessen mit all den anderen Menschen hier ein absolutes Feuerwerk der Natur. Wir sitzen mit zwei netten Deutschen auf unserem Stühlchen, trinken ein Gintonic und Sekt und starren in die blutrote Sonne, die eben nicht am Horizont verschwindet. Beim Starren auf den Ozean entdecken wir dann tatsächlich noch einen Pottwal der die Flosse aus dem Wasser hebt. Das war dann wohl die Kirsche ganz oben drauf. Sollen sie doch sagen „das ist nur was für Touristen“, „ihr wart ja gar nicht am nördlichsten Punkt“ – wir fanden es eine mega Erfahrung, sind geplättet und froh hier gewesen zu sein!