Finnland Oulu – Helsinki
Mit jedem Kilometer, den wir weiter Richtung Süden fahren, werden die Temperaturen merklich milder und der Regen seltener. So entscheiden wir uns, dass es Zeit für einen Strandstop wird. Wir steuern einen Park4Night Stellplatz nahe Raahe an und werden auf dem Weg dorthin auf einen Wegweiser zu einem Tractor Pulling aufmerksam. Wir verlassen sofort unsere Route und fahren eine viertel Stunde ins Landesinnere. Wir haben Glück – die Veranstaltung hat vor Kurzem begonnen und kann sich sehen lasse. Die Traktoren, alle Eigenbau oder modifiziert, ziehen schwere Gewichte, die sich immer weiter in den Boden eingraben. Ziel ist es die 100 Meter Markierung zu schaffen. Das ganze findet mit großem Spektakel statt, viel schwarzer Rauch, Motorengebrüll und Musik. Essenstände, Eis und Süßigkeiten dürfen natürlich nicht fehlen… Wir genießen die Show und fahren abends weiter zu unserem eigentlichen Ziel, dem Strand. Wir verbringen dort zwei sehr entspannte Nächte und genießen das schöne Wetter.
Unser nächster Stop ist nur wenige Kilometer entfernt, ein Campingplatz in Raahe, um Wäsche zu waschen und Spielplatz zu tanken. Außerdem gibt es eine Sauna. Der Plan geht wunderbar auf. Wir lassen vier Maschinen durch und die Kids sind den ganzen Tag auf dem Spielplatz. Abends ist abwechselnd Männer- und Frauensauna. An einem Abend fahren wir mit den Rädern nach Raahe rein, mit dem Vorhaben Essen zu gehen und die Stadt zu besichtigen. Wir erleben hier ein für uns ungewöhnliches Stadtbild. Wir haben den Eindruck, dass hier schon leicht russiches Flair herrscht (ohne jemals in Russland gewesen zu sein). Der leicht morbide Charme wir unterstrichen von menschenleeren Straßen um 19:30 Uhr und kaum Geschäften. Dafür gibt es große Plätze mit Statuen und Blumenschmuck. Die Suche nach einer Essensgelegenheit gestaltet sich schwierig, da fast alle Restaurants um 20 Uhr schließen. Letztendlich haben wir die Wahl zwischen einer Pizzeria und einem Mexicaner, derselben Kette wie in Oulu. Da es uns dort schon vor wenigen Tagen gut gefallen hat, entscheiden wir uns für ein Revival des Mexico-abends. Die Kids wissen schon was sie wieder essen wollen – die Smiley-Pommes 🙂
Es folgt ein Fahrtag mit einem Spontanübernachtungsstop in Jakobstad. Mit unserem Stellplatz haben wir richtig Glück. Ein neueröffneter Park mit Spielplatz und Outdoorfitnessgeräten, riesigem Sandstrand, Sprungturm sowie Parkplatz. Wir fahren am nächsten Tag weiter, besichtigen auf dem Weg die Unesco Weltkulturerbe-Kirche in Petäjävesi und verbringen eine Behelfsnacht auf einem Rastplatz. Am kommenden Morgen brechen wir gleich nach Jyväskylä auf um dort zu frühstücken. Wir werden bei einem Einkaufszentrum fündig und frühstücken dort Zimtschnecken und einen Kaffee. Flo kontrolliert auf dem Parkplatz noch unseren Dachträger und stellt fest, dass einer von vier Spanngurten, mit denen das Ersatzrad befestigt ist, gerissen ist. Wir besorgen also vier neue Spanngurte und beheben das Problem.
Wir schaffen die nächsten rund 250 km bis Helsinki und finden dort einen annehmbaren Stellplatz auf einem kostenlosen Parkplatz ca. 4 Fahrradkilometer von Zentrum entfernt. Da es für Bene zu gefährlich ist, selbst durch den Stadtverkehr zu radeln und wir auch keine Lust haben den Fahrradanhänger mitzunehmen, binden wir kurzerhand ein Kissen auf die Stange zwischen Sattel und Lenker von Flo’s Fahrrad und so sitzt immer ein Kind bei mir auf dem Kindersitz und eins vor Flo auf dem Kissen. Die Kids feiern diesen Platz und wir müssen nach jedem Stop abwechseln. Das klappt wirklich ganz hervorragend und die Entscheidung Bene nicht selbst radeln zu lassen hat sich als sehr richtig herausgestellt. Der Verkehr auf Fahrrad und Fußweg ist enorm und man muss höllisch auf Fußgänger, E-Roller, Fahrräder und kreuzende Autos aufpassen. Vor allem das gerade stattfindende Flow-Festival verstärkt das Verkehrschaos noch. Als Babsi über eine grüne Fußgänger/Fahrradampel fährt, muss ein Fahrzeug hart bremsen, da es uns im Gewusel wohl übersehen hat – nochmal Glück gehabt… Wir schauen uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Helsinkis an, fahren noch eine Runde mit dem Riesenrad und suchen dann eine Essgelegenheit. Irgendwie finden wir nur Bars und Imbisse. Danach ist uns jetzt aber gar nicht und glücklicherweise findet Flo noch ein nepalesisches Restaurant. Wir lassen uns dort kulinarisch verwöhnen und sind begeistert! Nach einem langen Nachmittag / Abend radeln wir zurück und kommen gegen 22:30 Uhr wieder an die Feuerwehr. Unsere Jungs und wir haben es total genossen gemeinsam auszugehen und Bene und Emil strahlen übers ganze Gesicht, auch wenn Bene’s Po bei Rückkehr doch ganz schön weh tut von seinem Sitzplatz. Sobald die Kids ins Traumland verschwunden sind, sitzen die Großen noch mit einem Sekt auf der Leitplanke des Parkplatzes und Lauschen den Songs der „Gorrilaz“ des Flow Festivals. Ein gelungener Abschied von Finnland.
Das war’s also schon von Finnland. Wir waren 12 Tage hier und damit deutlich länger als geplant. Wir wissen Finnland noch nicht so richtig einzuordnen. Die Natur ist wunderbar mit riesigen Wäldern und Seen. Die Infrastruktur mit den ausgebauten Wanderwegen und Infotafeln in mehreren Sprachen machen es leicht und angenehm hier zu reisen. Das Traktorpulling sowie der Bikepark haben uns super gefallen. Was uns hingegen gefehlt hat, oder vielleicht konnten auch nur wir es nicht so richtig entdecken, war eine für Finnland eigene Kultur und Küche. Mit unserem oberflächlichen Blick war unser Eindruck, dass die Lebensweise und Küche ziemlich amerikanisiert ist. Große Ausnahme bildet die Saunakultur, die sehr ausgeprägt und allgegenwärtig ist. Egal ob in den Hallenbadumkleiden, auf dem Campingplatz, Rastplatz, mitten im Wald – Saunieren gehört zum täglichen Leben dazu – jedoch immer getrennt nach Geschlechtern. Ebenso gibt es überall die Möglichkeit in Hallenbäder zu gehen. Nicht unbedingt die riesigen Erlebnistempel, wie es sie es oft in Deutschland gibt, aber das hat uns kein bisschen gestört. Für Verwunderung haben bei uns die Restaurantöffnungszeiten gesorgt, die häufig schon um 20 Uhr schließen. Oft war auch bei gutem Sommerwetter auf den Straßen der Städte wenig los. Wir hätten eher erwartet, dass die kurzen Sommer intensiv für Draußen-Aktivitäten genutzt werden. Wir haben dies auf jeden Fall getan – nach dem verregneten Norwegen, haben wir hier jeden Sonnentag gierig in uns aufgesogen 🙂 Es geht am 13.08.2022 weiter nach Estland…
2 Gedanken zu „Finnland Oulu – Helsinki“
Guten Morgen liebe Familie Thum, wir sind auch wieder aus unseren Sommerurlaub zurück und uns erfreut über ihre Nachrichten, Bilder aus der Ferne. Die Kinder haben spannend zugeschaut und all ihre Reise verfolgt. Vielen Dank. bei uns sind die Vorschulkinder nun in der Schule. Die Verabschiedung auch von Mitarbeiter fällt nicht immer leicht, aber so geht der Lauf der Dinge. Wir nehmen neue Kinder auf und genießen die Zeit bei schönsten Wetter im Garten. Der Sandkasten ist ein großes Buddelfeld, mit Wasser entstehen die tollsten Bauwerke. Du würdest stauen, lieber Bene. Wir wünschen euch allen auch noch viele spannende Abenteuer. Ach, wir hatten auch am Wochenende auch großes Trecker Treck Fest, ganz Bittenfeld konnte begeistern zuschauen, so wie ihr. Bleibt gesund und abenteuerlustig. Eure Kita
….wie immer, mal wieder ein interessanter Bericht, der doch einiges vom Charme Finnlands wiederspiegelt. Auf jeden Fall kann ich seit euren Berichten die Länder Norwegen, Schweden und Finnland besser zuordnen und Neugier wurde auch geweckt ….. Mal sehen, ob’s irgendwann auf unserer „must See“ Liste steht 😉.
Weiter so – Safe travel 😘