Litauen und die Werkstätten

Litauen und die Werkstätten

Wir sind mit krankem Emil in Litauen eingereist und haben uns einen Stellplatz auf einem Bauernhof mit Waschmaschine gesucht, um die Spuren der Spuckattacke aus Kindersitz, Wolldecke, Kuscheltieren und Klamotten zu waschen. Damit verbringen wir den Tag und überwachen Emils Gesundheitszustand. Er ist fiebrig und schlapp. Nachts steigt die Temperatur, Emil glüht und redet wirres Zeug. Schließlich geben wir Ibuprofen als das Termometer 39,9 anzeigt. Am nächsten Vormittag scheint es ihm etwas besser zu gehen und er spielt draußen mit Bene. Aber schon mittags glüht er wieder und das Fieber kratzt schon wieder an der 40 Grad Marke. Wir packen lieber unsere sieben Sachen und fahren in eine Kinderklinik in 20 Minuten Entfernung. Die Bäuerin, bei der wir uns einquartiert haben, ist total fürsorglich und fährt in ihrem Auto vor, um uns den Weg zu zeigen und im Krankenhaus für uns zu übersetzen. Dies war vorallem am Anfang, bevor die Ärztin zu uns kam, sehr hilfreich und super lieb! 

Letztendlich wird ein Harnwegsinfekt diagnostiziert und mit Antibiotikum geht es Emil bald schon wieder besser… wir sind sehr erleichtert und beruhigt, dass die Gesundheitsversorgung auch im Ausland wunderbar klappt! 

Mit gesundem Emil an Bord geht die Reise weiter. Wir besuchen den Kreuzhügel bei Siauliai. Hier stehen unzählige Kreuze wild durcheinander auf einem Hügel. In der Sowjetzeit wurde dieser Ort zum Symbol des Widerstands. Damals handelte es sich um einige Kreuze, unter anderem aufgestellt für verschwundene Regimegegner. Mit der Zeit wurden es immer mehr. Das Regime hat die Kreuze entfernen lassen, aber schon kurz darauf wurden schon wieder welche aufgestellt, diesmal noch mehr. So ging es noch mehrere Male und der Ort wurde immer symbolträchtiger. 

Unser nächstes Ziel ist die Kurische Nehrung, eine vorgelagerte Insel, gerade mal 1-2 km breit und zumindest auf litauischer Seite, 50 km lang. Dort gibt es einen Nationalpark, um die einzigartige Dünenlandschaft zu schützen. Bevor wir mit der Fähre in Klaipeda übersetzen entdecken wir in dieser Stadt noch etwas besonderes. Wir sind gerade auf der Suche nach einem Café als wir über eine Brücke gehen wollen – aber diese ist gerade nicht da. Bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass die Brücke sich um 90 Grad drehen lässt und so verschiedene Wege verbindet. Das ganze funktioniert manuell mit riesigen Zahnrädern. Der Brückenwart befolgt einen genauen Zeitplan, der an jedem Brückenende aushängt. Sinn des Ganzen ist die Durchfahrt für Boote zu ermöglichen. Wir sind fasziniert und haben was zu beobachten…! 

Auf der Kurischen Nehrung finden wir auf dem Gelände des Yachtclub einen schönen Stellplatz, von dem aus wir einen Tagesausflug zum Meeresmuseum und zur Delfinshow unternehmen. Beides ist sehr sehenswert,interessant und lehrreich. Nach soviel Input radeln wir noch ein paar Meter am Strand entlang und kommen gegen Abend bei unserer Feuerwehr im Yachtclub an und dort erwartet uns ein toller Empfang. Rings um unsere Feuerwehr findet gerade eine Siegerehrung einer Segelregatta inkl. Grillfest statt. Unsere Einstiegsleiter und Stoßstange wurden längst als praktische Ablage ins Geschehen integriert und so mischen wir uns auch unter die Leute, bekommen eine Grillwurst in die Hand gedrückt und wir genießen es einfach mal wieder, dass uns zuhause jemand mit Abendessen empfängt … Am nächsten Tag fahren wir auf der Kurischen Nehrung weiter Richtung Süden. Ab einem bestimmten Punkt muss man 30€ Maut bezahlen – ganz schön knackig. Ärgern müssen wir uns darüber erst als für einen “Lehrpfad”, der 400 Meter zu einer Düne führt und dessen Lehrinhalt mit einer Tafel äußerst überschaubar ist, zusätzlich 5€ pro Person anfallen. Daher ist unser Fazit für die bekannte Insel: hübsch, aber zumindest für uns kein Muss. Für uns hat es sich sehr nach “Geld aus der Tasche ziehen” angefühlt. Die Fähre, Maut, Eintrittspreis für Lehrpfad und horrende Strafen falls man falsch parken sollte – das alles war uns in Summe etwas zu übertrieben. 

Da unsere Verschiffung so langsam deutlich Näher rückt, beschließen wir vom Touri-Modus in den Erledigungsmodus zu wechseln. Wir fahren direkt nach Kaunas, der UNESCO Weltkultur Stadt. Davon sehen wir jedoch nichts, da wir uns stattdessen ganz genau das Industriegebiet ansehen und viel Liebe in unser Fahrzeug stecken: Teilebeschaffung bei der Iveco Werkstatt, Überbrückungshilfe zum Andocken einer Starterbatterie während der Verschiffung, Vorder- und Hinterräder rotieren und passendes Ventil verbauen, Dachträger versteifen lassen Teil I, großen Service machen lassen, zweite Starterbatterie tauschen, Stauboxen montieren, Radlager nachstellen, Achsentlüftungen getauscht, Dachträger versteifen Teil ll… einmal noch die Fahrzeugpapiere liegen gelassen und wieder 100 Km zurück geeiert- Kopien davon erstellt… 

Das ganze hat acht Tage gedauert, einige Recherche und Durchfragen waren nötig, ein paar Nerven hat es auch gekostet und viele nette Begegnungen mit sich gebracht. Letztendlich haben wir alles geschafft und verlassen Litauen mit vielen schönen Erlebnissen sowie einigen Upgrades am Feuerwehrauto…

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