Coñaripe – Rio Itata am Pazifik 

Coñaripe – Rio Itata am Pazifik 

Kurzüberblick: 

Von Coñaripe fahren wir östlich am Villarrica Vulkan nach Pucón. Hier kommen wir ungewollt in unseren bisher anspruchsvollsten 4×4 Abschnitt. Spannend! Dach geht es weiter über Temuco zu Reisebekannten von Flos Eltern und letztendlich auf der Höhe von Chillan an die Pazifikküste. 

Auf dem weiteren Weg zum Villarrica Vulkan fahren wir nach Coñaripe. Hier essen wir eine Kleinigkeit, stellen wieder Chilenische SIM Kommunikation her und kaufen ein paar frische Sachen ein. Nachdem wir wieder Netz haben, verabreden wir uns für abends mit Flos Eltern am Fuß des Vulkans. Von diesem Ziel trennen uns ca. 80km. Wir wollen östlich am Vulkan vorbei und kalkulieren dafür 2-3 Stunden. Spoiler: es kommt anders !

Wir fahren also aus der Stadt raus und sind nach schwarzer Schotterpiste bald am Eingang des „Villarrica Nationalparks“. Hier halbiert sich die Wegbreite und es beginnt ein Waldweg. Wir fahren rein und erleben atemberaubende Wald- und Dschungelatmosphäre. Wir kommen uns sehr klein vor! Obwohl genau die Fahrzeuggrösse später zum Problem wird. Nach ein paar Metern kommen wir beim Parkranger an und halten mit ihm ein nettes Schwätzchen. Da wir noch verabredet sind, wollen wir weiter und machen keine der angepriesenen Wanderungen. Der Ranger meint nur, dass der Weg die nächsten 1-2 km „Tricky“ werden kann und wünscht uns dann eine gute Fahrt. Wir wollen jetzt hier nicht über jede Bodenwelle und jeden tiefhängenden Ast berichten aber der Weg war bisher die anspruchsvollste Offroad-Strecke die unsere Feuerwehr meistern musste. Dabei war nicht nur der Weg herausfordernd sondern auch die Umgebung. Einige Male mussten wir uns freischneiden oder Bäume mit Spanngurten wegbiegen um Schäden an unserem Auto zu vermeiden. Nachdem wir die ersten Hindernisse genommen hatten und keine Aussicht auf besseren Weg sichtbar war, haben wir uns an die Worte des Rangers erinnert und sind den kompletten Anstieg abgelaufen und stellten fest, dass wir schon über der Hälfte des Weges sind. Wir entscheiden also nicht umzudrehen und weiter vorwärts zu fahren. Die Hindernisse bergauf haben unseren LKW vor allem in der Verwindung an die Grenzen gebracht. Der Wohnkoffer hat sich gute 10cm vom Hauptrahmen abgehoben und der Durchstieg war auf einmal neben dem Fahrerhaus. Aber Dank reichlich Traktion und Bodenfreiheit konnten wir in diesen Passagen langsam bergauf krabbeln. Um 19 Uhr waren wir dann am Ende des, vom Parkranger, beschriebenen Stückes und wir waren guter Dinge, dass wir es jetzt noch zu unserer Verabredung schaffen würden. Leider mussten wir aber feststellen, dass der Ranger wohl keine Ahnung von dem Weg hatte…der Weg wurde zwar etwas besser aber dafür nochmal deutlich enger. So haben wir in geschlagenen 2 Stunden 800Meter geschafft (!) da wir uns zwei Meter vor und einen zurück bewegten. So konnten wir Äste abschneiden oder Kurvenradien des Weges vergrößern. Mittlerweile war es stockdunkel und bei der nächsten Möglichkeit neben dem Weg blieben wir für die Nacht. Via extra gekauftem Garmin inreach Explorer+ schicken wir via Sat-Kommunikation eine SMS an Flos Eltern und melden uns für heute ab. Im Nachhinein erfahren wir, dass diese SMS nie angekommen ist. Wir sind aktuell in Klärung mit Garmin – aber als „Live saver device“ hat uns das Inreach damit nicht überzeugt. Im Gegenteil. Wir berichten wie es mit etwaiger Klärung weiter geht. Wir wollten tagsdrauf entscheiden wie wir weiterfahren…als auf einmal um ca. 0:30 Scheinwerfer neben unserem LKW anhalten. Es waren Locals, die Flos Eltern getroffen hatten aber um die Qualität der “Strasse” wussten. Aus Sorge wir hätten ein ernstes Problem, sind sie den anspruchsvollen Weg in der Nacht zu uns gefahren. Als wir ihnen mitteilen, dass es uns gut geht und wir keinen Schaden am LKW haben, haben sie bei uns mit der Aussage “der schwere Teil kommt noch” für eine schlaflose Nacht gesorgt…Sie versprechen, dass wir uns tagsdrauf nochmal sehen werden. Um 8 Uhr packt Flo erstmal das ebike aus und erkundet den weiteren Weg. Ergebnis vorwärts ist einfacher als zurück. Wieder mal ein Beispiel wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sein können und wie wenig verlässlich jegliche solcher Aussagen sind. Die nächsten 5 Stunden sind wir damit beschäftigt, uns den Weg “frei zu kämpfen”…dies ist aber mehr nervig als herausfordernd. Schließlich erfahren wir noch, dass der Weg von der anderen Seite geschlossen ist und wenn er geöffnet ist, ist er für Motorräder und Pickups. Die Einschätzung des Rangers hat uns also in ganz schöne Bredouille gebracht…aber naja wir sind um eine Geschichte reicher, haben viel Erfahrung gesammelt und sind als Familien-Fahrer-Team mächtig zusammen gewachsen! 

So kommen wir mit 24 Stunden Verspätung an den Treffpunkt und treffen erleichterte Eltern (die eben kein Lebenszeichen von uns via SMS übermittelt bekommen haben…😬)

Wer Lust hat die Fahrt mitzuerleben. Wir haben ein kleines Video geschnitten…

Wir verbringen eine Nacht am Vulkan Villarrica und sehen ihn rauchen. Da am folgenden Tag das Wetter zugezogen ist, bummeln wir lieber durch die Stadt als hoch auf den Vulkan zu gondeln und fahren dann zu einem netten Campingplatz von deutschen Auswanderern. Nach zwei entspannten Tagen fahren wir in die nächstgrößere Stadt Temuco für einige Besorgungen und um die Tankhalterung erneuern zu lassen. Durch die extremen Verschränkungen in unserem Waldabenteuer hat die bisherige Halterung vermutlich Schaden genommen und wir wollen diese verstärken bevor uns der Tank abfällt. Außerdem haben wir im Makita Laden eine elektrische Kettensäge gekauft – für alle Fälle 🙂 Die erste Nacht verbringen wir zusammen mit Daggi und Manni auf einem Parkplatz und die zweite Nacht überlässt uns der Besitzer der Werkstatt seine Schlüssel damit wir in seinem Innenhof übernachten können. Wir sind völlig von den Socken wie unvoreingenommen und vertrauensvoll wir eingeladen werden. Wir nehmen sein Angebot dankend an und nutzen die Nähe zur Innenstadt, um abends Essen zu gehen. Hier fällt uns zum allerersten Mal auf unserer Reise auf, dass es vor Einbruch der Dunkelheit ruhig wird in der Stadt. Keiner ist mehr unterwegs, Restaurants sind weitestgehend geschlossen. Wir finden noch einen Laden für Essen zum Mitnehmen. Der Laden ist offensichtlich besucht, aber die Tür verschlossen. Der Eigentümer öffnet uns und schließt hinter uns wieder ab. Sehr verwunderlich. Auf dem Rückweg zu unserem Schlafplatz merken wir wie alle nach Hause zu eilen scheinen. So sputen wir uns auch und freuen uns umso mehr über unseren ummauerten Schlafplatz. 

Am nächsten Tag nutzen wir die Gelegenheit in Temuco über den riesigen, täglich stattfindenden Markt zu schlendern. Hier türmt sich das Obst und Gemüse auf den Ständen und von second hand Kleidung, über Spielzeug, Handwerkskunst und Werkzeug wird alles dargeboten. Jedoch sind wir uns nicht sicher wer hier die wahre Attraktion ist. Mit unseren beiden Blondschöpfen raunt es überall um uns „wie süß, wie hübsch, hallo ihr lieben, oh die blonden Haare…“ an jeder Ecke wird gewunken und gestaunt! Wir tauchen ab in das Marktgefühl.

Einen Tag später, als wir Claudia und Mark besuchen, Freunde von Daggi und Manni und deutsche Auswanderer, erzählen sie uns, dass es häufiger zu Überfällen in größeren Ballungsräumen kam. Der aktuell schwelende Mapuche „Aufstand“ scheint als vorgeschobenes Argument für Kriminelle auf diesen Zug mit aufzuspringen. Die Mapuche sind die Ureinwohner der Region südlich von BioBio und fordern ihr weggenommenes Land zurück. Für uns ist es allerdings schwer den Konflikt wirklich zu verstehen, da wir in der Landeshistorie nicht sattelfest sind. Scheinbar scheinen aber die Mapuche staatliche Vorteile zu genießen und auch für Land Ausgleichsleistungen bekommen zu haben. Wir verstehen aber sehr wohl, dass ein inländischer, vermeintlicher Konflikt immer Potential hat Mitläufer oder Stimmungsmache zu fördern. Sensibilisiert auf das Thema werden wir weiter gen Norden ziehen, wobei hier eigentlich gar kein Mapuche Land mehr ist.

Wir genießen 4 Nächte bei Claudia und Mark. Stehen dort mit Flos Eltern quasi im Vorgarten und können die Natur um ihr autarkes Paradies genießen. Auch die geselligen Abende genießen wir und die Kids finden eine „Rundumbetreuung“ wirklich toll. An der Stelle nochmal ein großes Dankeschön ! Nach diesem Stopp verabschieden wir uns erstmal von Flos Eltern, da diese noch ca. eine Woche länger stehen bleiben wollen. Man soll ja bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist. Deshalb ziehen wir weiter – Norden ! Und ans Meer ! Wir wollen unbedingt mal wieder eine tolle Sandburg bauen. 

Wir schaffen die Strecke über Los Angeles ans Meer nicht an einem Tag und Stoppen am Rio Itata wo wir einen tollen Stellplatz am Flussufer finden. Wir grillen endlich mal wieder, bleiben lange mit kurzer Hose draußen und merken, dass wir uns gerade etwas sommerlich fühlen – endlich! Gefühlt hatten wir jetzt 12 Monate Herbst 🤣🤔. Am nächsten morgen kommen uns eine Herde Pferde besuchen, verschmähen aber unseren Salat ?? Wir fahren weiter, immer am Rio Itata entlang und kommen an einer der vergangen Waldbrand Region vorbei. Erschreckend über welch großes Areal hier  Brandspuren sind. Wir sehen riesige Flächen verbrannter Wald, verbrannte und zerstörte Brücken. In einem Ort kommen wir sogar noch an einem total verbrannten Sägewerk vorbei. Die Glut lodert hier sogar noch. Da Babsi ja aus einer Sägewerksfamilie kommt, trifft das irgendwie und wir sind betroffen über die zerstörerische Kraft des Feuers für Mensch und Natur…Abends kommen wir an einer riesigen, sandigen Landzunge an. Hier fließt der Rio Itata in den Pazifik. Wir machen mit unserer Feuerwehr erste Erfahrungen im Sandfahren. Macht sie gut! Also suchen wir uns einen Platz direkt am Meer und beobachten Pelikane, Seelöwen und hunderte von Seevögeln. Beeindruckend wie sie sich wie Torpedos vom Himmel stürzen und tief ins Wasser eintauchen um Fische zu jagen. Wir stehen hier zwei Nächte ganz alleine – Achja und eine Sandburg bauen wir natürlich auch – eine riesige….! Mehr Bilder hier.

3 Gedanken zu „Coñaripe – Rio Itata am Pazifik 

  1. Wau, dieses Video hat so einen Eindruck hinterlassen. Unsere Kits waren total beeindruckt. Und bekommen Sehnsucht auf Benes‘ Abenteuer. Sandeln im Vulkangebiet……………….. und die Feuerwehr ist ja schon einiges gewöhnt und hält tapfer durch, Sie als Familie natürlich auch. Die Eindrücke sind bestimmt gewaltig. Wir wünschen noch eine aufregende Zeit, bleiben Sie alle gesund und viel Erfolg beim meistern ihrer Aufgaben. Unsere Kinder freuen sich auf den Osterhasen, vielleicht hoppelt er ja auch bis zu Euch. Liebe Grüße alle aus der Kita

  2. Wo ein „G“ & ein Magirus-Nachkomme ist ist auch ein Weg (oder auch keiner aber Durchkommen ist garantiert!
    Grüsse an Euch,
    Volker

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