Pazifikküste bis Valparaiso

Pazifikküste bis Valparaiso

Kurzüberblick:

Wir fahren die beeindruckende Küste nordwärts vom Rio Itata entlang auf der Ruta del mar und erreichen nach ca. 500km und knappen 2 Wochen Valparaiso. 

Die Ruta del Mar führt uns direkt an der wilden und charmanten Küste nordwärts. Wir genießen frischen Meeresfrüchtesalat als Mittagessen und finden an der Islota Lobería nach nur 35 Tageskilometern unseren nächsten Stellplatz. Wir staunen über die Seelöwenkolonie auf einigen riesigen Felseninseln nur wenige Meter vom Strand entfernt. Der Sonnenuntergang ist atemberaubend und die Tierlaute von Seelöwen und Vogelschwärmen sind der Soundtrack dazu. Nur eine einzige Robbe liegt am Strand. Wir nähern uns vorsichtig und realisieren, dass es ein Baby ist. Es scheint verlassen und möglicherweise krank zu sein. Wir hoffen, dass es am nächsten Morgen zum Felsen zurückgekehrt sein wird. Leider aber nicht. Es liegt am nächsten Morgen genauso wie am Vorabend am Strand. Wir haben Mitleid mit dem Kleinen, wissen aber auch nicht was zu tun wäre. Und so greifen wir nicht ein und fahren schweren Herzens weiter… 

Wir stoppen an einer Felsenkirche, einem natürlichen hohen Gang durch einen Felsen. Nach der Mittagspause fahren wir und wählen nach 30 Tageskilometern unseren Stellplatz für zwei weitere traumhafte Strandtage an den Arcos de Calán. Gesäumt von riesigen Felsen stehen wir ziemlich alleine und genießen die Ruhe – bis es abends um 21:30 draußen „Hola, hola!“ tönt. Es ist stockfinster und wir leuchten erstmal aus dem Fenster. Es ist ein recht alter Mann, wahrscheinlich ein Fischer. Wir tun uns schwer sein Spanisch zu verstehen. Teils liegt es an unseren rudimentären Sprachkenntnissen, teils daran, dass er nur noch einen Zahn hat. Letztlich meinen wir zu verstehen, dass sein Pick Up 200 Meter entfernt, nicht startet. Er will dass wir mitkommen. Die Kids schlafen schon und so macht sich Flo mit Batterypack auf den Weg. Etwas mulmig ist uns zumute, uns am einsamen Strand in der Dunkelheit zu trennen, aber die Hilfe zu verweigern kommt auch nicht in Frage. So stattet sich Flo zumindest mit Walky Talky aus. Der ältere Mann freut sich sichtlich über die Hilfe, und kann nicht so recht glauben, dass das kleine schwarze Ding beim Starten behilflich sein soll. Aber es tut seinen Dienst und Flo wird von ihm sogar wieder zurück nach Hause begleitet, damit er wieder zurück findet. 

Der Rückfahrt, zwei Tage später, sehen wir mit leichter Nervosität entgegen, da sich die Feuerwehr dann zum ersten Mal so richtig im feinen, tiefen Sand bewähren muss. Die Einfahrt war leicht abschüssig und daher einfach. Beim Rausweg müssen wir ca 200 Meter teilweise bergauf. Aber mit nur noch 2 von normal 5 bar Reifendruck surfen wir auf dem weichen Sand und wir erreichen ohne Probleme wieder den Schotterweg. Jetzt nur noch Luft in die Reifen und dann kann es nach 45 Minuten schon wieder weiter gehen … 

Wie auch die letzten Tage fahren wir gemütlich die Ruta del Mar weiter und halten fürs Mittagessen in Curanipe, einem kleinen Fischerdorf mit Markt, Fischerhafen und leckeren Imbissbuden. Wir besichtigen erst den Hafen, schlendern die Strandpromenade entlang und landen bei einem Imbiss um hier unsere zweite chilenische Handroll zu genießen, eine frittierte lange Sushirolle mit Sojasauce. 

Unsere Route verläuft weiter an der Küste zu einem Tipp, den wir von anderen Reisenden erhalten haben. In Santos del Mar fahren wir am Strand entlang bis zu einem Leuchtturm. Das Meer ist stürmisch und die Wellen schlagen meterhoch gegen riesige Felseninseln nahe des Strandes. Robben schwimmen im Meer und Pelikane verweilen am Strand. Es kommt ein Pickup an und wir kommen ins Gespräch, trinken ein Bier zusammen und werden eingeladen beim Rückweg bei ihm zuhause vorbei zu kommen. Er wohnt am Beginn des Strandes und eröffnet dort in 2 Wochen einen Biergarten. Wir nehmen das Angebot wahr und schauen am nächsten Tag dort vorbei. Wir sind begeistert von seinem Zuhause, das aus einem Grundstück vom Strand bis oben auf der Steilküste besteht. Unten am Strand ist der Biergarten, dann führen Stufen bis zur Hälfte der Klippe und dort ist sein Haus, ein wunderschönes Tiny Haus mit Blick auf das tosende Meer. Ganz oben auf der Klippe vermietet er noch cabañas an Feriengäste. Trotz wenig Wohnfläche fühlt man sich bei diesem Ausblick wie ein König … 

Wir machen wieder nur wenige Kilometer und treffen uns bei Constitución mit Dario und Céline und genießen einen gemeinsamen Abend. Tagsdrauf sind wir guter Dinger ein paar Meter zu machen. Allerdings entdecken wir nach kurzer Zeit, eine riesige Dünenlandschaft auf der Karte und fahren kurzerhand in die Dünen. Anfangs wollten wir nur für einen Mittagsstopp bleiben. Als dann aber noch die “lost donkeys” um die Ecke biegen bleiben wir stehen und genießen wieder mal einen super Abend in Gesellschaft…

Für den nächsten Tag sind wir verabredet und treffen uns mit Flo‘s Eltern Daggi und Manni in Bucalemu, einem kleinen und hübschen Küstendörfchen, wo wir auf einem Bezahlparkplatz direkt am Strand stehen und die Fischer beobachten können. Wir laufen alle zusammen ins Örtchen und schauen die Brücke der Liebenden an. Hier binden die Paare bunte Bändchen mit ihrem Namen und Datum an ein Seil. Die bunten Bänder wehen im Wind und sind sehr hübsch anzusehen. 

Unser letzter Stopp an der Küste ist erstmal Pichilemu (π🇨🇱🐄) wo wir uns endlich mal in die Wellen stürzen. Daggi und Manni unternehmen mit den Kids einen Tag in der Stadt mit vollem Großelternverwöhnprogramm (Eis, Fanta, Spielen…) während wir uns zusammen mit Céline, Dario und Laura und Piedro Surfbretter und dicken Neoprenanzug leihen und uns im Wellenreiten versuchen. Als absolute Beginner ist es schon eine Herausforderung überhaupt in einen Bereich zu paddeln, wo es passende Wellen gibt. Wir schaffen einige Versuche aber kommen nicht übers knien auf den Brettern hinaus. Auf jeden Fall haben wir mächtig Spaß und sind hinterher mächtig ausgepowert ( inkl. Meerwassernasenspühlung). Mit großem Durst ist die Entscheidung für ein Bier danach schnell getroffen und so runden wir den Nachmittag gelungen ab. 

So langsam wollen wir wieder etwas vorankommen und wir verlassen nach vielen tollen Strandtagen die Küste. Vor Valparaiso legen wir noch einen Zwischenstopp in Navidad ein und übernachten am Fluss. Am nächsten Tag fahren wir dann bis Valparaiso und legen unterwegs noch einen Stopp bei einer kleinen Klinik ein. Babsi scheint die Nasenspühlung beim Surfen im kalten Pazifik nicht so gut bekommen zu sein und hat sich eine Entzündung der Nebenhöhlen eingefangen (da soll einer nochmal sagen eine Salzwassernasenspühlung sei gesund). Die Behandlung ist einwandfrei, absolut kostenlos und zwei Tage später ist alles ausgestanden. Da steht einem gelungenen Städtetrip nichts mehr im Weg. 

Da allerorts davor gewarnt wird wie gefährlich Valparaiso sei und Kleinkriminalität wie Taschendiebstahl und Autos aufbrechen an der Tagesordnung sind treffen wir Vorkehrungen. Wir übernachten außerhalb auf dem Campingplatz Los Olivos in Laguna Verde (absolut empfehlenswert) und fahren zusammen mit Daggi und Manni mit dem Bus in die Stadt. Die Stadt selber beeindruckt auf den ersten Blick mit tollen Graffitis und Strassenkunst. Kleine Gassen und verwinkelte Treppen sind charakteristisch für die Stadt, die auf 42 Hügeln -den cerros- errichtet worden ist. Auf diese Hügel kann man auch mit kleinen, alten “Bahnen” fahren. Eine Mischung aus Seil- und Zahnradbahn.  Auf den zweiten Blick fallen aber sehr viele leerstehende, runtergekommene und vergammelte Häuser auf, so dass wir uns auch gut dunkle Ecken und “Machenschaften” in einer parallel Welt vorstellen können. Von daher schenken wir all den Warnungen Gehör und fahren vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück auf den Campingplatz. Die Busfahrt ist dann aber nochmal ein kleines Abenteuer, da wir in einem völlig überladenen Bus dem Fahrer über die Schulter blicken können, sehen wir, dass sämtliche Warnleuchten brennen und vor abgefahrenen Bremsen gewarnt wird! Zum Glück geht es jetzt nur an der Steilküste steil bergab und als sich der Fahrer unten bekreuzigt, fällt uns irgendwie auch ein Stein vom Herzen…rundum gelungener Stadtausflug – eine wirkliche Empfehlung! 

Ab hier trennen sich erstmal wieder unsere Wege. Flos Eltern fahren Richtung Mendoza nach Argentinien und wir machen uns auf Richtung Norden und wollen über den Aqua Negra Pass in knappen 4800 Metern Höhe ebenfalls wieder nach Argentinien…. Wie immer gibts noch mehr Bilder hier.

4 Gedanken zu „Pazifikküste bis Valparaiso

  1. Hi ihr vier,ist ja wahnsinnig was ihr da so alles erlebt und seht.Lese immer ganz begeistert eure Erlebnisse. Und schon ist fast 1Jahr Rum. Jetzt wünsche ich euch noch viele schöne Erlebnisse und gute Weiterreise. Grüße aus Bittenfeld Fam.Schöll

  2. Hallo ihr Granaten, so geil zu lesen eure Berichte, da fühlt man sich doch als wäre man dabei.
    Viel Spass in der dünnen Luft.
    Grüße vom Maddin

    PS.: Flo, manchmal muss man Warnungen ernst nehmen 😁

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