Kolumbien
Kurzüberblick: Wir verbringen fast 2 Monate in Kolumbien. Es ist das letzte Land welches wir gemeinsam mit unserer Feuerwehr auf dieser Reise bereisen. Die Schule steht an…unsere Strecke führt uns von Ipiales nach Pasto. Wir fahren den Trampolin de la muerte und bewegen uns dann kurz südwärts ins Amazonas Becken. Weihnachten verbringen wir bei san Augustin. Anschließend durchfahren wir die desierto de la tatacoa und kommen über kleine Wege nach salento. Hier feiern wir Sylvester. Über Jardin kommen wir nach Medellín. Weiter Richtung Osten und anschließend fahren wir an der Grenze zu Venezuela nach Norden. Bis es nicht mehr weiter nördlich geht! Am Punta Gallinas haben wir den Kontinent von Süd nach nord durchquert. Entlang der Karibik Küste geht’s nach Cartagena wo wir unser Fahrzeug wieder Richtung Europa schicken….soweit die Kurzfassung.
Nochmal auf Anfang und mit mehr Details und unseren Gedanken und Gefühlen zu Kolumbien. Wir reisen in Ipiales ein und sind erstmal überrascht. Digitale Zoll Abwicklung und unser TIP bekommen wir via Mail. Total unkomplizierte Grenze. Wir können am selben Tag noch eine Versicherung organisieren und so stehen wir abends bei einer Gondel auf dem Parkplatz und verbringen einen schönen Abend mit zwei van-Reisenden aus der Domrep. Am nächsten Morgen fahren wir mit der Gondel zu der Kirche Santuario de las Lajas. Hier treffen wir erstmals auf die Vorsicht und Regelversessenheit (irgendwie fällt uns als Deutsche kein besseres Wort ein) der Kolumbianer. Wir bekommen allen ernstes eine Sicherheitseinweisung in das Verhalten beim Gondelfahren. Die Türen werden geschlossen und wir sind gespannt auf die abenteuerliche Fahrt. Was folgt ist die langsamste Gondel Fahrt der Welt. Also irgendwie passt (für uns) das Verhältnis nicht und wir hätten die Safetybeauftragte gerne mal in einer übervollen Gondel in einem europäischen Skigebiet gesehen. Aber ist ja egal wir schmunzeln innerlich und denken uns „Lieber so als anders rum“. Spoiler: dieses Gefühl bekommen wir aber öfter in Kolumbien. Es ist zwar irgendwie nett aber hat mit der Realität nichts zu tun. Auf Kinderspielplätzen stehen alte Stahlträger dolchartig neben der Schaukel, aber die Kinder werden von Passanten gewarnt, dass man bei einer Rolltreppe aufpassen muss. Für uns eine sehr komische Balance. Und das nicht einmalig. Das Behüten und nicht eigenmächtige abschätzen lassen von gefahren erfahren wir immer wieder. Es nervt! Der Polizist der jemanden zurück trillert, weil man am Strand an der 40cm hohen Sandklippe steht, der Parkwächter der vergessen hat, eigenmächtige Entscheidungen zu treffen. Oder im Schwimmbad wo Kinder bis 12 Jahren (!) nur in Begleitung von Erwachsenen ins Wasser dürfen. Rutschen, die ab 1,2m erst benutzt werden dürfen. Regeln, Regeln – schlimmer als in Deutschland. Gleichzeitig sehen wir als europäische Eltern auf jedem Spielplatz mehrere absurde Sicherheitslücken. Wir finden also für uns wieder ein Puzzelstück innerhalb der Definition von “Kultur”.
Was uns ebenfalls nach der Einreise sofort auffällt ist der Tourismus. Extrem weit entwickelt! Es wird uns in den folgenden zwei Monaten sehr schwer gelingen schöne, wilde Plätze zu finden. Es fühlt sich an als ob der Trichter immer enger wird. Schöne Landstriche – ja auf jedenfall aber alleine? Meistens weit gefehlt. Der erste Eindruck ist, dass Kolumbien kein Eldorado mehr für overlander ist. Es ändert sich während unsers Aufenthalts ein wenig aber nicht grundlegend. Die Bevölkerung ist allerdings immer extrem nett, kommunikationsfreudig und sehr interessiert. Wer sind wir? Wo kommen wir her? Nach unseren ersten Tagen in Kolumbien fahren wir die Trampolin de la muerte. Die Todesstrasse Kolumbiens. Es handelt sich um die südlichste Verbindungsstraße zwischen West und Ost. Und in unseren Augen hat es recht wenig mit “Todesstrasse” zu tun. Eine eigentlich ganz gute Schotterstraße mit ein paar Engstellen. Sobald die Wolkendecke es zulässt hatten wir auch eine tolle Aussicht. Generell sind die Straßen in Kolumbien ganz okay – vielleicht aber auch, weil uns nach Peru und Bolivien einfach nix mehr schockt… Nachdem wir die nicht sehr abenteuerliche Todesstraße bewältigt haben, verbringen wir 2 Nächte nahe Villagarzon auf einem Campingplatz und unternehmen am folgenden Tag eine schöne Dschungelwanderung zum Wasserfall Fin del Mundo. Zu Beginn der Wanderung nehmen wir eine kleine selbstgebaute Teleferico (Gondel) auf die andere Flussseite und wandern dann einige Höhenmeter zum Beginn des Wasserfalls. Das besondere an diesem Wasserfall ist, dass man sich oben anseilen kann und dann mit der Sicherheit des Gurtes bis ganz an die Klippe treten kann, von wo der Wasserfall weit in die Tiefe stürzt. Auch der Ausblick in den Dschungel ist wunderschön und wir alle vier wagen uns bis an den Rand der Klippe. Es gibt auch ein Restaurant hier oben und wir waten durch den doch recht stark strömenden Fluss hinüber, in der Hoffnung auf ein Mittagessen. Die Kids tragen wir auf dem Rücken und versuchen nicht auszurutschen. Wobei wir eh schon klatschnass sind, weil wir schon den Hochweg im strömenden tropischen Regen bewältigt haben. Auch nach dem Mittagessen hat der Regen nicht nachgelassen und so langsam wird uns trotz warmer Temperaturen etwas frisch. Also schnell zurück zur Feuerwehr und wieder in trockene Klamotten schlüpfen…
Wir entscheiden uns von hier noch einen Abstecher von 80 km südlich Richtung Grenze Ecuador zu machen, um nochmal ins Amazonasbecken vorzudringen. Hier gibt es einen Park mit verschiedenen Äffchen und Vögeln. Wir verbringen einen Tag dort, aber es ist nicht vergleichbar mit der Artenvielfalt wie wir sie im Tiefland Boliviens schon erlebt haben. Dennoch sehen wir drei verschiedene Affenarten, alle sehr klein und niedlich. Eine davon ist nachtaktiv und die dreiköpfige Familie verbringt den Tag in ihrer Baumhöhle, wo man die drei Köpfchen rausschauen sieht.
Von hier fahren wir in einer Tagesetappe nach San Augustin, das berühmt für seine Steinfiguren der indigenen Ureinwohner ist. Unser Campingplatz liegt etwas außerhalb der kleinen Stadt, hat einen wunderschönen Garten und sehr freundliche Besitzer. Wir bleiben 6 Nächte und verbringen hier auch ruhige Weihnachten zusammen mit Markus und Sarah aus der Schweiz. Zum Glück findet uns das Christkind auch in Kolumbien und legt die Geschenke unter unseren Weihnachtsbaum, den wir auf unserem Stoßfänger geschmückt haben. Wir haben mal wieder Lust auf Kultur und lassen uns die berühmten Steinfiguren der Ureinwohner natürlich nicht entgehen. Einen halben Tag erkunden wir zusammen mit unserem Campingplatzbesitzer und auf Quads die nähere und weniger touristische Umgebung, wo wir schon auf mehrere Steinfiguren und Grabstellen stoßen sowie auf einen Sternenwächter an einem Aussichtspunkt. Dies ist eine Steinfigur, die ins weite Tal blickt, von wo aus man den besten Blick auf den Sternenhimmel hat, was für die Ureinwohner sehr bedeutsam war. Die Figuren stammen aus der Zeit ca. 200 v. Chr. bis 700 n. Chr. Es werden Dämonen, Krieger und Tiere dargestellt, oftmals bewachen die Figuren große Gräber. Mit unseren e-bikes besuchen wir auch den nahegelegenen archäologischen Park und spazieren durch die schöne Anlage mit 100en Steinfiguren.
Nächstes Ziel für uns ist die Wüste Tatacoa. In zwei Tagesetappen erreichen wir es und übernachten unterwegs an einem schönen Aussichtspunkt, von wo aus man traumhaft einen See überblicken kann. zum Glück hat es ein wenig Wind, da die Temperaturen Tags wie nachts sehr heiß sind. In der Tatacoawüste verbringen wir die erste Nacht auf einem Campingplatz am Rande einer roten Canyonlandschaft mit sehr schönem Ausblick und lernen hier die seven continent riders aus Ludwigsburg, unserer Nachbarstadt kennen. Der Platz ist nett, aber wir sehnen uns mal wieder nach einem ruhigen Stellplatz ohne Infrastruktur, einfach in der Natur. Seit Ecuador gibt es das kaum noch und auch der erste Teil dieser Wüste ist alles andere als ruhig. Die Touribusse stehen Schlange und ein Restaurant reiht sich an das andere. Erst nach der Hälfte der Wüste erreichen wir etwas ruhigere Zonen, hierher verirrt sich kaum noch jemand und wir finden einen tollen Platz mit 360 Grad rundumblick. Wir atmen erstmal durch und genießen die Ruhe bis der gesprächige Nachbar vorbei schaut. Nett, wie eigentlich alle Kolumbianer, aber wir hätten nichts dagegen, wenn wir für uns wären 🙂 Seit erreichen der Wüste wundern wir uns etwas über die Bezeichnung Wüste, da es hier eigentlich recht grün ist. Zwar bei weitem trockener als das umgebene Dschungelgebiet, aber immer noch mit Gras, Bäumen und allerlei Gestrüpp. An unserem schön gelegenen Stellplatz zieht nachts ein Gewitter auf und uns wird plötzlich bewusst wie exponiert wir stehen. Tja, der Nachteil an 360 Grad rundum Blick, ist natürlich, dass man der höchste Punkt der Umgebung ist. Gegen Mitternacht, als das Gewitter immer näher kommt entscheiden wir uns kein Risiko einzugehen und fahren etwas weiter nach unten in die Nähe von ein paar Bäumen und hoffen dadurch kein exponiertes Ziel für einen potentiellen Blitzeinschlag mehr zu sein.
Die Wüste verlassen wir am folgenden Tag, um Richtung Salento, mit seinen berühmten hohen Wachspalmen zu gelangen. Wir nächtigen unterwegs einmal in Cajamarca und nehmen von dort die kleine, abgelegene Straße via Toche durch die Berge. Es heißt die Straße solle recht schmal und steil sein, wir versuchen es einfach mal mit unserer schlanken Feuerwehr und riskieren umdrehen zu müssen, falls wir zu dick sein sollten. Ist aber kein Problem und der Weg ist wirklich die Holperei wert. Wir kommen durch Berghänge voller riesiger Wachspalmen, es sollen die höchsten weltweit sein und genießen eine Nacht in der Abgeschiedenheit. Da es kaum Ausbuchtungen gibt nehmen wir einfach eine breite Serpentine mit fantastischem Ausguck und einigen grünen Papageien. Es kommt sowieso nur ein Auto vorbei und morgens ein Bauer der sein Vieh auf die nächste Weide treibt. Er fragt uns wann wir weiter fahren und ob wir ihn mit in die Stadt nehmen könnten. Selbstverständlich machen wir das und verabreden uns für die Abfahrt in einer Stunde. Geschniegelt und gestriegelt erscheint der Mann pünktlich und so setzen wir ihn gerne in Salento ab. Bzgl. der Bergetappe hatten wir uns Gedanken über die Fahrzeuggröße gemacht. Ein Thema wurde dies allerdings erst unmittelbar danach als wir in Salento eintreffen und die kleine Stadt einmal durchqueren müssen. In der Stadt ist richtig was los. Es ist der 30.12. und die Stadt platzt aus allen Nähten. Es ist ein Weihnachtsmarkt aufgebaut und die Weihnachtsdekoration sowie die niedrigen Vordächer und Balkone machen für uns das Durchkommen schwierig. Gestresst und nass geschwitzt erreichen wir unseren Campingplatz. Es regnet in strömen und wir müssen für unseren Stellplatz eine matschige Pferdekoppel durchqueren. Wir brauchen kurz um mit dem Stellplatz warm zu werden, aber freuen uns Markus und Sarah sowie weitere Camper zu treffen.
In Salento verbringen wir Silvester und auch wenn uns die Stadt nicht vom Hocker haut, so passt es wunderbar, weil wir uns am Silvesterabend mit Tejo vertraut machen. Das ist ein lokales Spiel, bei welchem man mit schweren Metallsteinen auf ein Lehmfeld wirft. Dabei versucht man die Papiertütchen gefüllt mit Schwarzpulver zu treffen und hofft auf einen ordentlichen Knall. Wer zuerst 21 Punkte erreicht gewinnt. Ein Bier pro Spieler ist verpflichtend und wir haben alle mächtig Spaß. Eine Runde gewinnt sogar unser Jüngster und ist stolz wie Bolle. Salento liegt mitten in den Kaffeeplantagen Kolumbiens und natürlich wollen wir uns das gerne näher ansehen. Wir verbinden es mit einer Fahrradtour und fahren zu einer nahe gelegenen Kaffeefarm, um eine geführte Tour durch die Plantagen und die Rösterei zu unternehmen. Es ist wirklich interessant zu sehen und vorallem lehrreich wieviel Handarbeit in jeder Tasse Kaffee steckt. Hut ab vor den Kaffeebauern und allen Arbeitern, die im Anbau und Röstprozess involviert sind. Wir werden zukünftig unseren Kaffee noch bewusster genießen und wertschätzen.
Wir fahren zwei weitere Tagesetappen durch Kolumbiens Mitte in das nächste Kaffeeanbaugebiet, nach Jardin. Nachdem wir vom hochgelobten Salento nicht überschwänglich begeistert waren, sind unsere Erwartungen an Jardin gemäßigt. Umso angenehmer überrascht sind wir dann von diesem hübschen, bunten Städtchen. Es ist deutlich ruhiger als Salento und das Wetter zeigt sich wieder von seiner sonnigen Seite. So genießen wir leckeren Cappuccino und eine kleine Wanderung mit Gondelfahrt. Bei diesem Spaziergang entdecken wir einen sehr schönen Campingplatz, der nicht auf iOverlander war und treffen dort zwei Schweizer mit ihrem Truck. Kurzentschlossen ziehen wir um und verbringen einen netten Abend.
Am nächsten Fahrtag lassen wir es laufen und durchqueren Medellin. Es dauert länger als gedacht und da wir nunmal schon da sind, beschließen wir spontan doch noch die Großstadt zu besuchen. Wir steuern einen Platz an der Endhaltestelle der Seilbahn an und haben von anderen Reisenden schon gehört, dass man dort wohl gut über Nacht stehen können soll. Die Anfahrt dauert lange und es ist schon bald dunkel als wir vor der Seilbahn stehen. Zu unserer Überraschung gibt es aber keinen offiziellen Parkplatz. Das hatten wir uns jetzt aber anders vorgestellt. Es gibt nicht wirklich viele Möglichkeiten zu parken, der Fahrtag war lang und die Stimmung eher genervt. Letztendlich sprechen wir die Besitzerin eines Kiosks an, der neben einem bereits geschlossenem Parkplatz liegt. Die nette Frau schließt nochmal auf und erlaubt uns hier auch über Nacht zu stehen. Wir atmen auf und versuchen nun irgendwie zu Leveln, was hier eine Challenge ist. Aber irgendwann stehen wir annehmbar gerade und verbringen eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen fahren wir mit der Seilbahn in die Stadt mit dem Ziel Comuna 13. Wir haben eine Stadtführung durch das berüchtigte Viertel gebucht, um etwas mehr über die Hintergründe zu erfahren. Die free walking Tour hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn hier haben wir viel gelernt, auf anschaulichere Art, als es ein Reiseführer könnte. Die Comuna 13 liegt am Rande Medellins, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens, an einem steilen Berghang. Entstanden ist das Viertel durch von der Guerilla Vertriebene. Die Guerilla riss sich im ganzen Land Grundstücke und Häuser unter den Nagel, die sie aus irgendeinem Beweggrund haben wollten. Sie stellte die Besitzer vor die Wahl: entweder du kooperierst mit der Guerilla (du musst also vertreiben, erpressen, ermorden…) oder du überlässt uns dein Grundstück oder du wirst getötet. Viele haben sich für die Flucht entschieden und mussten von null wieder anfangen. Sehr viele hat es nach Medellin verschlagen. Dort gab es einen Berghang außerhalb der Stadt, für den sich keiner interessiert hat. So haben sich die Vertriebenen nach und nach ihre Häuser und Hüttchen dort gebaut. Da alles illegal gebaut wurde, gab es keinerlei städtische Infrastruktur wie Wasser, Strom, Schulen usw. So waren die Einwohner leichte Beute für kriminelle Machenschaften. Pablo Escobar hat dies in den 80er Jahren erkannt und auch die strategisch günstige Lage des Viertels, das an der Hauptroute des internationalen Drogenschmuggels über den Pazifik lag. So gewann Escobar die Einwohner für sich, indem er in die Infrastruktur des Viertels investierte und Schulen baute. Gleichzeitig rekrutierte er seine Mitarbeiter im Viertel, was durch völlige Perspektivlosigkeit der Einwohner ein leichtes war. In den 80er und 90er Jahren versank die Comuna 13 in Gewalt und das Viertel galt als gefährlichstes Stadtviertel der Welt mit der angeblich höchsten Mordrate. Mit Escobars Tod wurde die Gewalt noch schlimmer, da das Viertel von der FARC, Paramilitärs und Guerilla umkämpft wurde. Die Guerilla gewann schließlich die Oberhand was 2002 zur Operation Orion führte. Ziel war die Säuberung des Viertels von der Guerilla und so stand das Stadtviertel 4 Tage lang unter Beschuss des Militärs. Die Opferzahlen waren enorm und die Leidtragenden waren die Zivilisten. Anscheinend wurden die Getöteten auf einer Deponie, gut sichtbar vom Viertel, verscharrt. Die Häuser und Murals (Graffitis) im Rücken, mit Blick auf die Deponie, hat uns das Gehörte eine ordentliche Gänsehaut beschert. Die Murals sind Kunstwerke an den Mauern des Viertels, die meist von Frieden und Krieg erzählen und die Geschichte aufarbeiten. Heute ist das Viertel zumindest tagsüber, voller Touristen. Die Einwohner verkaufen Essen und Getränke, Kaffee und Eis, bieten geführte Touren an, Kunst und Souvenirs und Breakdancer zeigen ihr Können. Die Einwohner wollen die Geschichte des Viertels erzählen, wollen nicht dass die Geschehnisse vergessen werden. Für uns war der Besuch der Comuna 13 ein Deepdive in die Geschichte Kolumbiens und durch unseren Guide konnten wir die persönliche Betroffenheit der Einwohner viel besser nachvollziehen.
Wir lassen die Großstadt Medellin gerne wieder hinter uns und fahren zu einer der Hauptattraktionen Kolumbiens, Piedra del Peñol. Es handelt sich um einen 220 Meter hohen Felsblock in Form eines Zuckerhuts, der sich über einen Stausee erhebt. Der Fels an sich ist sehr beeindruckend, ganz im Gegensatz zu dem was die Kolumbianer daraus gemacht haben. In eine Felsspalte wurde eine Betontreppe gebaut, die die natürliche Schönheit des Felsens nicht hervorhebt, sondern komplett zukleistert. Den Fels konnten wir aus der Ferne bewundern, als wir im Stau der Besucherströme standen. Beim hoch und runterweg sowie oben sieht man absolut nichts vom Felsen und von der ehemals hier oben entdeckten einzigartigen Pflanzenart weil alles, und zwar wirklich ALLES in hässlichster Art mit Beton zugebaut oder vielmehr zugepfuscht wurde. Und das soll das Nationalmonument sein? Wir schütteln die Köpfe als wir 45 Minuten anstehen, bevor wir die Treppe wieder hinunter steigen können. Die Infrastruktur ist komplett überlastet und wir sehen nur Menschen und Beton. Als wir den riesigen Parkplatz verlassen, sehen wir dass die nächsten 3 km auf der Gegenspur Stau ist, weil die Leute sich für einen freien Parkplatz anstellen. Wahnsinn! Bloß schnell weg hier … Wir fahren zur Hacienda Napoles, dem einstigen Anwesen Pablo Escobars, dem Drogenbaron Kolumbiens bis er 1993 getötet wurde. Escobar war einer der mächtigsten, reichsten und skrupellosesten Drogenbarone der Welt, der sich seit den 70er Jahren ein Imperium aufbaute und Kokain nach USA exportierte. Nach seinem Tod ˋ93 ging sein Anwesen an den Staat und nachdem es einige Jahre brach lag, wurde es von einem Investor in einen Freizeitpark und Zoo umgewandelt. Im Zoo werden viele der Tiere gehalten, die vormals im Besitz Escobars waren. Dazu gehörten quasi die Vielfalt der afrikanischen Savanne, Raubtiere, Dschungeltiere… wir verbringen zwei Tage im Freizeitpark, schauen uns die Tiere an und planschen in verschiedenen Badewelten. Hier begegnet uns wieder die absurde Regelversessenheit der Kolumbianer: uns als Eltern wird jegliche Kompetenz und Urteilvermögen bzgl. des Umgangs mit unseren Kindern abgesprochen. In den Badewelten ist das Rutsch auf den Kinderrutschen (wirklich gemäßigte Rutschen) erst ab 1,20m erlaubt und bis 12 Jahre dürfen Kinder nur zusammen mit einem Erwachsenen ins Becken. Wir reiben uns die Ohrläppchen, atmen tief durch und begeben uns zum Babybecken…
Wir sehnen uns nach weniger touristischen und überlaufenen Zielen und steuern in die Bergwelt von Kolumbien. Die Straßen werden kleiner, führen uns wieder in grüne Berghänge und weg von den Massen der Hauptattraktionen Kolumbiens. Unsere nächste Nacht verbringen wir in der Serpentine einer ruhigen Straße, direkt neben einem Wasserfall, in dessen Becken man wunderbar baden kann. Wir sind für uns und atmen tief durch – das tut gut… am nächsten Morgen erreicht uns die Nachricht, dass unser Schiff, das die Feuerwehr Ende Januar von Cartagena nach Europa bringen sollte, ausfällt. Wir zerbrechen uns den Kopf über die verbleibenden Möglichkeiten und raufen uns die Haare! Es gibt die Option ein Schiff früher zu nehmen, das hieße aber in 3 Tagen in Cartagena verschiffungsbereit zu sein – nahezu unmöglich! Oder ein Schiff später, das wäre dann aber am 8.3. und sollte dies ausfallen, dann bekommen wir ein Zeitproblem weil am 1.4. der Alltag in Deutschland auf uns wartet. Wir drehen uns im Kreis und die Köpfe rauchen. Wir entschließen uns auf unserem Bergsträßchen umzudrehen und schnellstmöglich Cartagena zu erreichen. Dies bedeutet erstmal einen halben Tag kleine Straße zurück zur Hauptstraße und dann 20 Fahrstunden in 1,5 Tagen nach Cartagena und dann schnell schnell Verschiffungsbereit machen. Nach einer Stunde halten wir nochmal an, schauen uns in die Augen und beschließen, dass so nicht das Ende unseres Reiseabenteuers aussehen soll… wir drehen abermals um und fahren wieder zurück. Die wenigen Einheimischen, die hier wohnen, schauen verdutzt als wir zum dritten Mal hier vorbei rollen 🙂 aber die Entscheidung fühlt sich viel richtiger an und es wird sich schon eine Verschiffungsoption ergeben… schon bald wird sich dies als richtig herausstellen und es ergibt sich eine neue Verschiffungsoption am 9.2., wobei die Feuerwehr in Panama nochmals umgeladen wird.
Wir erreichen an diesem Tag ein sehr schönes Ziel, die Finca San Luis. Dies ist zum einen ein wunderschöner Flecken Erde und zum anderen wollen wir uns hier ansehen wie Kakao angebaut wird. Wir bekommen eine Führung durch die Plantage, probieren die frischen Kakaofrüchte, die super lecker schmecken und am Ende mahlen und und rösten wir Kakaobohnen und bereiten super frischen heißen Kakao zu. Der Duft beim Rösten und Mahlen ist köstlich aromatisch schokoladig und der frische heiße Kakao ziemlich herb. Wir benötigen etwas Zucker um unseren Geschmack zu treffen und genießen den selbst zubereiteten Kakao. Wirklich ein tolles Erlebnis!
Wir bleiben weiterhin in der schönen Bergregion und fahren nach Florián, wo es tolle Wasserfälle geben soll, die hoch oben im Berg durch eine Höhle nach außen treten und dann 300 Meter in die Tiefe stürzen. Leider ist es zur Zeit zu trocken und außer ein paar Tröpfchen stürzt hier nichts in die Tiefe. Dennoch können wir uns vorstellen wie beeindruckend es mit Wasser sein muss. Wir fahren auf dem weiteren Weg noch bei anderen kleineren Wasserfällen vorbei, die wunderschön im Dschungel liegen und sich perfekt für eine Erfrischung eignen. Wir fahren nun schon einige Tage auf sehr kleinen Wegen durch dies tolle Bergregion, voller Wasserfälle, Panorama und schöner Fauna. An diesem Tag kommen wir aber so gar nicht voran. Die „Haupt“straße ist wegen Bauarbeiten gesperrt und wir werden auf eine noch kleiner Straße umgeleitet. Es dauert zwar, aber wir kommen gut durch und landen gegen 16 Uhr an einer weiteren Sperrung. Erst gegen 17 Uhr kann man die Sperrung wieder passieren und so entschließen wir uns für heute einfach Feierabend zu machen. Wir genießen die schöne Aussicht und die Ruhe. Am nächsten Tag schaffen wir es zu unserem angepeilten Ziel, dem Bosque Pandora. Vielfach wurde uns der Wald von anderen Reisenden empfohlen und so sind wir voller Erwartungen. Wir machen eine geführte Wanderung durch den Pandorawald und es ist wirklich etwas was wir so noch nie gesehen haben. Ein verwunschener Wald wie aus dem Märchenbuch. Wir klettern Felsen und Schluchten rauf und runter, noch und nöcher. Die Jungs voll motiviert immer vorneweg, die Kolumbianer staunen nicht schlecht und versuchen immer wieder die Kids zu lupfen und zu tragen, was diese abwehren. Wir verkneifen uns unser Grinsen und lassen die Jungs sich verausgaben. Nach circa drei Stunden sind wir zurück und der Plan war eigentlich jetzt Mittag zu essen und nachmittags eine weitere Wanderung zu einer Höhle zu unternehmen. Die Gruppe scheint aber zu beschließen lieber noch vor dem Mittagessen die zweite Tour zu machen. Wir sind etwas verwundert und hoffen die Kids machen die zweite Runde noch mit, immerhin haben wir schon eine ordentliche Tour gemeistert. Wir hadern nicht lange und schon geht es los. Weiter drei Stunden zu und durch eine Tropfsteinhöhle. Als wir zurückkommen sind wir alle vier erschöpft und haben Bärenhunger. Und wir sind mal wieder erstaunt was die Kids laufen können, wenn der Weg interessant ist.
Wir verlassen die Berge und begeben uns wieder in touristischere Gefilde nach Barichara. Das kleine Städtchen liegt wunderschön an einem Canyon und ist als schönste Stadt Kolumbiens ausgezeichnet. Tatsächlich gefällt es uns sehr gut und wir schlendern durch die Gassen, trinken leckeren Kaffee und treffen ein letztes Mal auf Andrea und Günther. Witzigerweise hatten wir eine total unterschiedliche Route und vor allem ein völlig anderes Reisetempo und dennoch haben wir uns immer wieder getroffen. Ganz zu Beginn in Uruguay, dann im südlichen Argentinien, nochmal auf Galapagos und nun in Kolumbien… schon lustig wie groß und zugleich klein der Kontinent zu sein scheint.
Wir wissen, ab jetzt ist das rumtingeln in Kolumbien langsam vorbei. Wir geben Gas, fahren ins heiße Flachland Richtung Karibikküste. Innerhalb von zwei Tagen erreichen wir die Guajira Wüste. Es ist der nördlichste Teil Kolumbiens, an der Grenze Venezuelas gelegen. Wir kennen niemanden unserer Reisekollegen, der diesen Abstecher gemacht hat und vielleicht reizt uns gerade diese letzte Herausforderung bevor unser Abenteuer in Cartagena endet. Es wird nicht gerade der angenehmste und schönste Teil unserer Reise sein, wohl aber sehr interessant und anders. Die riesige Halbinsel misst ungefähr 180 km Länge. Hier herrscht trockenes, heißes und windiges Klima, eine sehr unwirtliche Natur, die im krassen Gegensatz zum sonst tiefgrünen Kolumbien steht. Hier leben die Wayúu, ein indigenes Volk. Außerdem gibt es die größte Steinkohlemine Südamerikas, von wo auch Deutschland via Schiff Steinkohle importiert. Große Augen machen wir, als wir an einem ausgestellten Minenkipplaster vorbei kommen. Wir parken die winzig kleine Feuerwehr daneben. Ein Reifen des Minenfahrzeugs ist höher als die ganze Feuerwehr !!! Ein Teil der Halbinsel ist aufgrund der Mine gut erschlossen, aber abseits dieser Wege fahren wir in ein sehr trostloses, teilweise auch sehr schönes Gebiet. Es wirkt als wären die hier lebenden Wayúu ein vergessenes Volk. Es ist Montag Vormittag und wir passieren unzählige Straßenblockaden. Kinder ab 2 Jahren spannen Seile über den Weg und fragen nach Geld, Wasser, Lebensmittel, Geschenken. Wir wussten, was uns erwartet, aber die Lebensrealität der indigenen Bevölkerung haut uns trotzdem um. Wir sind vorbereitet und haben kleine Wasserbeutel besorgt, Kinderkleidung, Erwachsenenkleidung und Spielsachen aussortiert, die wir durch unsere nahende Verschiffung leicht entbehren können. Aber die Verwahrlosung und offensichtliche Perspektivlosigkeit der hiesigen Bevölkerung trifft uns sehr. Gerne geben wir die Sachen an die Kinder und Erwachsenen, die die Seile halten und ernten sehr unterschiedliche Reaktionen, von Freude bis Enttäuschung. Manchmal bieten die Einwohner Kaktusfrüchte oder Garnelen zum Kauf an, was wir gerne annehmen, da sich kaufen besser und fairer anfühlt als „milde Gaben“. Wir wissen nicht was wir von den unzähligen Seilen halten sollen. Zum einen fahren wir über das Land der Einheimischen, zum anderen ist es aber auch eine öffentliche Straße. Die Kinder gehen augenscheinlich nicht zur Schule. Fördern wir mit unseren Gaben die Perspektivlosigkeit der Kinder und Jugendlichen, weil es lohnenswerter ist zu betteln als zur Schule zu gehen? Bei den Jugendlichen erleben wir vereinzelt die längerfristige Wirkung dieses Daseins. Es endet in einem Machtkampf à la „Ich lass dich hier erst durch wenn du blechst“ und zwar umgerechnet 10 Euro. Das kommt nicht in Frage schließlich passieren wir geschätzt 160 Seile. Wir bleiben geduldig aber konsequent. Weil wir mit unserem großen Truck die Durchfahrt auch für die Einheimischen versperren, lassen sie uns doch mit einem „angemessenen“ Obulus passieren, wenn man das so überhaupt bezeichnen kann. Mit jedem weiteren Seil werden wir zunehmend angespannter. Irgendwann erreichen wir dennoch das Ende der Halbinsel und den angepeilten Ort, den nördlichsten Punkt Südamerikas. Irgendwie wollten wir diese geografische Landmarke erreichen. Nach dem nördlichsten Punkt Nordeuropas, dem südlichsten und westlichsten Punkt Südamerikas, ist diese nördlichste Landmarke, der Punta Gallinas, von ideologischer Bedeutung für uns und versinnbildlicht das Ende unserer langen Reise. Viele Gedanken und Erinnerungen kommen uns an diesem Ort und wir werden doch unerwartet emotional. Soweit sind wir gekommen und keinerlei der Befürchtungen, die man sich vor so einer Reise im Kopf ausmalt, sind eingetreten. Wir sind froh diesen Weg genommen zu haben – sowohl der gesamte Weg unserer Reise, als auch konkret der Weg durch die Guajira Wüste.
Reizvoll sind hier auch die fahrerischen Herausforderungen und seit langem mal wieder, geht es richtig ins Gelände. Wir durchqueren trockene Flussbetten, wo wir mit dem Heck bei den steilen Ausfahrten aufsitzen, fahren in Sanddünen, überqueren getrocknete Salzlagunen und hoffen, dass die Creme Brulé uns trägt.
Der Rückweg ist wieder gespickt von Seilen, jedoch neigen sich unsere „Gaben“ dem Ende zu. Teilweise spannen die Familienverbände 10 Seile innerhalb von 100Metern und wir haben nur noch 3 Wassertütchen über. So machen wir es wie die zahlreichen kolumbianischen Touranbieter, signalisieren, dass wir nicht anhalten werden und fahren langsam durch. Dies sorgt für wenig Begeisterung bei manchen Seilhaltern und einmal spuckt uns ein Mädchen sogar an, ein anderes Mädchen bekommt von ihrem Vater eine Standpauke, weil sie das Seil loslässt. Was für eine Vorbereitung aufs Leben. Kein Wunder, dass die Jugendlichen sehr nachdrücklich auf ihren Forderungen bestehen. Wir verlassen diesen Ort sehr nachdenklich und das Erlebte verfolgt uns noch einige Zeit. Aber Reisen muss nicht nur heißen, dass man die schönen Orte besucht. Gerade solche Erlebnisse bleiben noch lange im Kopf und ändern die Sichtweise auf unsere Welt und Gesellschaft.
Da Punta Gallinas zwar an der Karibikküste liegt, aber nicht nach Karibik aussieht, haben wir uns einen schönen Strandstellplatz rausgesucht, der uns die Zeit bis zur Verschiffung versüßt. Wir genießen mehrere Tage Sandstrand unter Kokospalmen und einen Stellplatz nur 10 Meter vom Meer entfernt. Einfach traumhaft. Irgendwann reißen wir uns hier wieder los und fahren zum Schlammvulkan El Totumo. Diesen Spaß lassen wir uns nicht entgehen. Man steigt einige Treppenstufen nach oben und legt sich dann in warmen Schlamm, in der Konsistenz wie Pudding und treibt hier wie eine Boje. Auf Nachfrage bekommen wir die Info, der Vulkan reiche 2000 Meter in die Tiefe. Das fühlt sich jetzt doch irgendwie komisch an… überprüft haben wir die Aussage nicht… nachgemessen auch nicht…
Unser letzter Übernachtungsplatz ist der Camping O‘Jardin, 10 km vor Cartagena, um hier final die Feuerwehr zu reinigen, die Fenster zu sichern und unsere Koffer zu packen. Wir sind mit Harald und Beate in bester Gesellschaft, die ebenfalls mit uns Verschiffen werden. So verbringen wir nach den Vorbereitungsintensiven Tagen gesellige Abende, schließlich müssen diverse Vorräte noch aufgebraucht werden…
Und dann kommt der Tag der Fahrzeugabgabe am 05. Februar 2024. Wir treffen uns an einer Tankstelle vor dem Hafen mit den Agenten, Flo und Beate fahren die Fahrzeuge in den Hafen und Harald, Babsi und die Jungs warten an der Tankstelle. Der Abschied fällt uns allen soooo schwer. Die Augen werden feucht und das ein oder andere Tränchen fließt. Was haben wir die vergangenen Monate alles erlebt, gesehen und er“fahren“! Es ist schwierig in Worte zu fassen, welche Flut an Erinnerungen uns beim Abschied von unserer Feuerwehr durchströmt und wie dankbar wir sind, dass alles so wunderbar glatt lief. Nichts schlimmes ist passiert, niemand hat sich verletzt oder ist ernsthaft erkrankt, keine schlechten Erfahrungen mit Kriminalität oder Korruption… was man sich vorab möglicherweise als Schreckensbilder ausmalt und was glücklicherweise nicht eingetreten ist. Wir drei winken der Feuerwehr und dann heißt es Kofferleben für die nächsten Wochen! Wir ziehen in Cartagena in ein Hostel und erkunden für einige Tage die Stadt. Bis das Schiff ausläuft müssen wir Vorort sein und noch eine Drogenkontrolle der Feuerwehr durchführen lassen. Von anderen Reisenden wissen wir wie spontan sich die Abfahrt der Schiffe verschieben kann und das nicht nur um ein/zwei Tage sondern schnell mal um 10 Tage. Wir stellen uns auf alles ein und warten geduldig bis zur Abfahrt. Ab dann planen wir unsere Weiterreise. Wir buchen uns die letzten Zimmer auf der Aida für eine Transatlantikreise von der Dom Rep bis Hamburg. Es war nie unser Traum eine Kreuzfahrt zu machen, aber verglichen mit den Flugpreisen für uns vier ist nicht mehr viel um und terminlich liegt es günstig. Wir haben Lust etwas Neues zu probieren und Buffet und Pool mit karibischen Landgängen klingt schon verlockend. So wissen wir nun also wie unsere Heimreise aussehen wird. Jetzt nur noch schnell einen Flug auf die Dom Rep buchen – wobei „schnell“ ironisch zu verstehen ist, da die kolumbianische Fluggesellschaft nicht in der Lage war den Preis von unserer Kreditkarte abzubuchen. Aber auch die letzten Umstände können uns nicht aufhalten und so verlassen wir Kolumbien Richtung Dominikanische Republik.
Unser Fazit für Kolumbien: viele von Norden kommende Overlander haben in den höchsten Tönen von Kolumbien geschwärmt und so waren wir recht erwartungsvoll. Wir müssen für uns jedoch feststellen, dass es nicht das Lieblingsland unserer Reise wurde. Wir hatten hier eine sehr schöne Zeit und auch einige Highlights, aber für uns gab es einige Punkte, die uns weniger gefallen haben. Beispielsweise ist Kolumbien sehr dicht besiedelt, was es für uns schwierig gemacht hat, die ausgetretenen Touripfade auch mal zu verlassen oder etwas Abgeschiedenheit zu finden. Ein zweiter Punkt der uns, vielleicht vorwiegend wegen der Kinder, massiv gestört hat, ist dass uns als Eltern keine Entscheidungskompetenz bzgl. der Fähigkeiten unserer Kinder gelassen wurde. Zu oft wurden wir wegen Nichtigkeiten mit der Trillerpfeife (wörtlich zu verstehen) zurück gepfiffen oder zurecht gewiesen. Irgendwann ging uns das mächtig auf den Zeiger. Aber solche Dinge gehören nun mal dazu und so unterscheiden sich die Wahrnehmungen. Absolut positiv haben wir die Aufgeschlossenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Kolumbianer wahrgenommen. Man ist überall willkommen und wird sofort über die Reise befragt. Es ist einfach und unkompliziert mit den Einheimischen in Kontakt zu sein und die Stimmung ist meist ausgelassen. Die Musik kann gar nicht laut genug sein und so scheppert es an jeder Ecke. Die Kinder werden überall wahnsinnig freundlich begrüßt, auch wenn unsere Jungs nur noch in seltenen Ausnahmefällen Fotomodell stehen wollen und die Tatschehände an den Blondschöpfen widerwillig abgeschüttelt werden. Einmal hält eine Kolumbianerin Emil sogar kurz fest, um ihm durch die Haare zu wuscheln. Das geht uns zu weit und so tut Flo es ihr gleich und zerwuschelt ihre Haare. Der verdutzte Blick der Kolumbianerin war Gold wert 🙂 an solchen Beispielen zeigt sich, dass wir schon nun schon lange gereist sind und nicht mehr alles geduldig hingenommen wird. Aber so darf sich der kulturelle Austausch auch äußern und am Ende wird zusammen gelacht. Darauf kommt es doch an und darin liegt die Würze des Reisens. Wir sind ja schließlich nicht im Urlaub !
Wie immer gibt es hier mehr Bilder und dort den genauen Routenverlauf…
5 Gedanken zu „Kolumbien“
Sehr coole Bilder, sieht aus, als hätte es Mega Spaß gemacht! Danke für den Einblick.
Danke! Immer schön, wenn es anderen gefällt. War eine absolut tolle Zeit…
Hallo Ihr vier,
Willkommen in Europa!
Ihr seid doch erst letztes Wochenende losgefahren …!
Das kann doch nicht sein!
Sandra und ich haben Euch überall mit begleitet und durch die vielen überaus packenden Berichte tolle Landschaften sehen dürfen. Wir wünschen Euch einen nicht zu heftigen „Kulturschock“ nach den vielen verschiedenen Kulturen der letzten zwei Jahren.
Wir wünschen Euch daß Ihr von den Erlebnissen und den Live-Eindrücken recht lange zehren und berichten werdet, aber auch den einen oder anderen Kontakt weiterpflegt.
Genießt die kommenden Tage bevor Ihr wieder im Wilden Süden Fuß fassen dürft.
Grüsse!
Hi ,Ihr 4 Bittenfelder wir wünschen Euch eine gute Heimreise. Viele Grüße von den Schöll, Nachbar gegenüber. Eure viele Berichte haben wir immer mit viel Spannung gelesen. So jetzt macht’s noch gut .ciao bis demnächst.
hallo Ihr Vier, wünsche euch eine gute Rückkehr, Ruhe, leckeres Essen und hoffentlich ein gesundes Wiedersehen, herzliche – aber auch traurige Grüsse Angelika, das Haus ist so leer ohne Achim