Uruguay, Argentinien und Gauchos

Uruguay, Argentinien und Gauchos

Kurzüberblick:

Die Etappe, die wir beschreiben führte uns von dem Paraiso Suizo, Uruguay nordwestlich an den zweiten Landgrenzübergang nach Argentinien Colon, von dort südwärts bis Zarate und schließlich nach San Antonio de Areco aufs Gauchofestival. Außerdem kurz die Erfahrungen zum Thema „Geldbeschaffung“ und “Gas fassen”. 

Das Paraiso Suizo können wir als erste Anlaufstelle super empfehlen, toll gelegen, super Gastgeber und ein toller Austausch zu anderen Reisenden. Wir hatten dort bereits ein paar Tage mit dem Mietwagen und sind damit ostwärts bis Piriápolis, Punta Ballena und Punta del Este gefahren. Daher fiel unsere Entscheidung, in welche Richtung wir nach den Tagen im Paraíso Suizo aufbrechen wollen, auf Paysandú. 

Hier wird es Zeit einmal das Thema Gasbeschaffung (brauchen wir zum Heizen und Kochen) zu thematisieren: 

Fakt ist, dass es in Uruguay verboten ist festinstallierte Tanks offiziell zu befüllen. Die einzige Methode die sich als machbar herausgestellt hat, ist das Befüllen mit einer anderen Flasche. Man schüttet quasi das flüssige Gas um, wie bei einer Wasserflasche. Diese Methode ist aber nur sinnvoll an dem Tankausgang und nicht am dafür vorgesehen Betankungsstutzen möglich, da hier das Rückschlagventil und die Sicherheitsabschaltung eher hinderlich sind. Außerdem braucht man 1. Eine andere volle Flasche, 2. Diverse Adapter und 3. zu guter letzt einen Ort wo das machbar. Für unsere erste dringende benötigte Füllung haben wir einen Adapter für eine 3kg uruguay Flasche gebaut und haben mit einer geliehen Flasche ca. 9kg Gas in den Tank bekommen (Kosten ca. 3€ pro Kg). Die Flasche hat uns Mario geliehen – ein Kunde eines Gasgeschäftes, der dann ganz spontan einen super Nachmittag mit uns verbracht hat – wir haben seine Flasche immer wieder offiziell füllen lassen und dann in unseren Tank geleert. Auf dem Weg zur argentinischen Grenze haben wir unser Glück nochmal in einem großen Gas Zentrum probiert. Hier waren die Jungs erstmal abweisend, als wir aber ihre Bastellust geweckt hatten, durften wir in eine schlecht einsehbare Ecke des Gelände fahren und hier wurden dann mit Hilfe von zwei 45kg Flaschen unser Gastank auf 70% gefüllt (Kosten: 1,85€ pro Kg). Dafür haben wir vor Ort einen streng Tüvgeprüften Adapter aus abgeschnitten hausanschlüssen, 3 Schläuchen und diversen Schellen gebaut…das Befüllverbot führt aus unserer Sicht also eher zu Gefahrenquellen, als diese zu vermeiden. Zu guter letzt haben wir in Argentinien den Tank noch einmal mit der normalen Befüllvorrichtung und einem ACME Adapter an einem Tanklaster befüllen lassen (Kosten: 1,2€ pro kg). Jetzt ist unser Tank also mit ca. 45kg Gas befüllt. Das sollte 3-5Monate (je nach Heizaufwand) genügen. Wir haben aber an alle, die hierher verschiffen die dringende Empfehlung mindestens einen Adapter “Auslassseite auf Schlauchanschluss” dabei zu haben. Damit kann dann eine Flasche-zu-Flasche-Adapter gebaut werden.

Nachdem wir unseren Gastank endlich füllen konnten sind wir einmal nordwestlich durch Uruguay gecrossed, haben unterwegs einen schönen Stop am Lago de Andresito eingelegt und waren beeindruckt von der Weite und den riesigen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die wir in Uruguays Mitte vorfinden. In Paysandú verlassen wir schließlich Uruguay und bereisen unser zweites südamerikanisches Land – Argentinien. 

Die Grenzstadt Colón ist unsere erste Anlaufstelle. Hier gibt es einiges zu erledigen. Wir benötigen Bargeld, was in Argentinien derzeit unumgänglich ist. Über Geldtransfers an die Western Union via App, können wir in verschiedenen Shops (Lotto, Supermarkt, etc. ) Bargeld zum Blue Dollar Kurs abholen. Dieser Kurs ist der offizielle inoffizielle Wechselkurs auf der Straße und liegt doppelt so hoch wie der offizielle Kurs, den wir bei Kreditkartenzahlungen erhalten. Grund ist die wahnsinnig hohe Inflation, derzeit ca 100%. Da ernten wir nur ein müdes Lächeln wenn wir den Argentiniern von den 10% Inflation in Deutschland erzählen… Auch wir spüren die Inflation innerhalb kürzester Zeit. Bereits eine Woche nach unserer ersten Bargeldabhebung bei WU, steigt der Kurs um 5%!!! 

Weiterer Punkt auf unserer Erledigungsliste nach Grenzübertritt heißt Neue SIM Karte besorgen und Lebensmittel einkaufen, da wir sicherheitshalber frische Lebensmittel weitestgehend geleert haben. Teilweise werden bei den Grenzkontrollen Obst, Gemüse und Fleisch konfisziert. Das alles hängt aber am Punkt Bargeldbeschaffung. Dies gestaltet sich schwieriger als erwartet. Beim Erstversuch erwischt uns die Siesta eiskalt. Von mittags bis 17 Uhr hat nichts offen. Beim Zweitversuch scheitere ich an der Freigabe meiner online Zahlung. Bis dies funktioniert hat der WU Shop sein Tageslimit schon erreicht und darf nichts mehr ausbezahlen. Blöderweise ist dies ausgerechnet Freitag Abend, somit ist der Drittversuch erst am Montag wieder möglich. Diesmal sind wir vorbereitet und stehen schon vor Ladenöffnung mit unseren Abholcodes an der Tür. Diesmal geht alles glatt und wir können endlich Tanken und unsere Vorräte auffüllen. Wir vermissen die Bequemlichkeit einfach nur die Karte zücken zu können und sehen wie einfach unser europäischer Lebensstandard ist. 

Da wir also einige Tage ohne Landeswährung auskommen mussten, haben wir uns mit zwei Behelfslösungen über Wasser gehalten. Zum Einen kommt man mit US Dollar super über die Runden und diese kann man in Uruguay an diversen ATMs kostenlos mit Kreditkarte abheben. Zumindest in Montevideo ging dies problemlos. Bei der Bezahlung mit US Dollar haben wir uns dann außerdem das Rückgeld in ARS (argentinischen Pesos) auszahlen lassen. Der Kurs war ok, auf jeden Fall um ein Vielfaches besser als der offizielle Kurs. 

Colon selber hat uns extrem gut gefallen. Wir haben die Thermas besucht (warme Quellen im Stile eines Schwimmbades), haben einige interessante Abendgespräche zur argentinischen Wirtschaft und Schulsystem geführt. Das Wissen, dass man als Lehrer wenig bezahlt bekommt und es am Monatsende sehr eng wird, zeigt uns wieder in was für einer Luxusgesellschaft wir in Europa leben…die Inflation wird von allen Einheimischen als großes Problem beschrieben. Eier, Milch werden hier alle 2-3wochen um ca. 25% teuerer – die Löhne bleiben aber. Nach 4 Nächten haben wir Colon südwärts verlassen. Kurz vor Zarate haben wir die RN12 verlassen und einen kleinen Umweg über eine gute Schotterstraße genommen. Auf dem Weg haben wir einen kleines Camp am Fluss entdeckt. Nach einem Angelerfolg gab es Catfisch und Chorizowürste. Tolle Abendstimmung am Fluss. Tagsdrauf sind wir nach Zarate gefahren und haben hier drei Nächte verbracht. 

Wir haben die Stadt genutzt um einige Besorgungen zu erledigen. Unter anderem hatten wir die Idee noch die vorderen seitlichen Fenster des Fahrerhauses und einen Teil der Windschutzscheibe dunkel folieren zu lassen. Denn wenn man stundenlang in die gleiche Himmelsrichtung fährt, brennt die Sonne ganz schön auf den Arm. In Deutschland dürfen diese Scheiben nicht getönt werden, hier ist es jedoch Standard. Wir fragen uns durch und landen letztendlich bei zwei Kerlen in unserem Alter, die nach ihrer regulären Arbeit diesen Service anbieten. Wir parken also 4 Stunden am Straßenrand und lassen die beiden ihr Werk verrichten. Für gerade mal 40 Euro fahren wir abends mit verdunkelten Scheiben vom Hof – wunderbar ! 

Wir verbringen die letzten beiden Nächte in Zárate auf einem Campingplatz am Fluss, gleich neben dem großen Cargohafen. Hier gibt es regelmäßig riesige Cargoschiffe, einschließlich einer Grimaldifähre zum Greifen nah zu bestaunen. Außerdem gibt es einen Angelplatz. Die Kids weihen ihre brandneue Kinderangel ein und schon bald hat Bene seinen ersten kleinen Fisch am Haken! Er ist unglaublich stolz und strahlt übers ganze Gesicht 🙂 

Bevor wir Zárate verlassen, statten wir der Bäckerei Palanca einen Besuch ab. Auf der Straße wurden wir von Pablo, dem Sohn des Bäckermeisters angesprochen. Er hat einige Zeit in Deutschland gewohnt und freut sich mit uns deutsch sprechen zu können. Er hat uns zu sich eingeladen und wir sitzen zusammen im Garten und unterhalten uns über Peter Fox, Seeed und vieles anderes. Die Insidertips für Argentinien nehmen wir dankbar mit. 

Unser erstes richtiges Südamerika Highlight erwartet uns bei unserem nächsten Stop in San Antonio de Areco. Hier findet das große Fiesta de la Tradicion statt, das größte Gaucho Festival Argentiniens. Wir campieren am einzigen Campingplatz der kleinen Stadt und teilen uns den Platz mit ca. 20 Fahrzeugen einer geführten Panamericana Tour. Die Teilnehmer fahren in 200 Tagen bis in die USA. Da staunen wir nicht schlecht und sind froh über unser selbstbestimmtes Reisetempo. Vorallem als die Gruppe am nächsten Morgen abreist, nur wenige Stunden bevor das kulturelle Spektakel beginnt. 

Das Festival findet an zwei Tagen statt. Am ersten Tag gibt es unter anderem ein großes Rodeo Reiten. Wir hatten bislang keine genaue Vorstellung was das ist. Anzusehen wie sich die Gauchos auf den sich wild aufbäumenden Pferden zu halten versuchen, ist beeindruckend. Befremdlich dagegen ist, wie den Tieren mit Gertenschlägen und Sporen Schmerzen zugefügt werden, damit sie so richtig wild werden. Da mussten wir schon schlucken. 

Am zweiten Tag geht es etwas ruhiger zu, was mehr unseren Geschmack trifft. Eine große Parade zu Pferd zieht durch die Stadt. Die Pferde und Reiter sind mit traditionellen Gewändern und Schmuck herrlich anzusehen. Sogar Kleinkinder ab 2 Jahren sitzen schon allein im Sattel. So sehr die Argentinier über unseren Dreijährigen auf dem Fahrrad stauenden, so sehr staunen wir über die Kinder die scheinbar im Pferdesattel aufgewachsen sind. Zum Abschluss essen wir noch ein saftiges Stück argentinisches Rind von Asado Grill und runden das kulturelle Highlight damit geschmackvoll ab. 

Ein Gedanke zu „Uruguay, Argentinien und Gauchos

  1. …“flotter“ Bericht, der sich super liest und den herausfordernden Alltag „Reisender“ interessant darstellt. An VIELES wurde ich wieder erinnert! Schmunzeln musste ich beim „Warten bis 17:00 Uhr“ ( Siesta Ende) …. wir hatten damals einen Parkplatz direkt am Plaza bekommen; wundern uns , dass er zwischen 13 und 17:00 Uhr kostenfrei ist…….kurz zeit später wussten wir warum: weil auch der Kontrolleur Mittagspause machte😉😂.
    Interessante freundliche Begegnungen, abwechslungsreiche Unternehmungen und traditionelle Ereignisse -einfach spitze!!!!…..weiter so… gaaanz liiiiiiiebe Grüße

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