Über den Pass Agua Negra zurück nach Argentinien 

Über den Pass Agua Negra zurück nach Argentinien 

Kurzüberblick: Wir fahren von Valparaíso über das Elqui Tal zum Paso Agua Negra nach Argentinien. Dort besuchen wir den Talampaya Nationalpark und von Chilecito geht es über die Thermen von Fiambalá und die Dünen von Tatón in die Höhe. Der Weg von Las Papas zum Campo de Piedra Pomez bis Antofagasta ist ein Highlight unserer Reise. In Cafayate treffen wir wieder auf Daggi und Manni. Wir fahren zusammen durch atemberaubende Landschaften bis Salta. 

Nach unserem Besuch in Valparaíso machen wir noch einen Abstecher nach Viña del Mar für einige organisatorische Dinge. Der Tag ist leider nicht von Erfolg gekrönt und so freuen wir uns auf den Abend bei Jacky und ihrer Familie. Jacky haben wir vor einigen Tagen zufällig kennen gelernt und sie hat mehrfach ihre Einladung zu sich nach Hause bekräftigt. Wir sagen zu und fahren etwa 20 Minuten außerhalb von Valparaíso in eine schöne Wohngegend. Hier erwartet uns ein Stellplatz im sicheren Vorhof des Hauses sowie ein super leckeres Asado zum Abendessen. Wir verbringen einen tollen Abend und führen interessante Gespräche. Da Jacky pensionierte Englischlehrerin ist, können wir uns wunderbar austauschen. Ein spannendes Erlebnis erwartet uns außerdem. Am Spülbecken sitzt eine recht ansehnliche Spinne, die uns eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Es stellt sich jedoch heraus, dass das das Baby ist und bald kommt auch die besorgte Spinnenmama um ihr kleines zu suchen. Wir sehen zum ersten Mal eine riesige Vogelspinne aus der Nähe und sind fasziniert. Als jedoch der Gastgeber die Spinne mit einem Besen anstupst damit sie zeigt was sie kann, ist Babsi schneller auf dem Sofa als man schauen kann. Die großen Spinnen sind jedoch harmlos und unsere Gastgeber völlig entspannt. Vorsichtig sind sie jedoch als eine kleine Spinne über den Fußboden krabbelt, da die kleinen giftig sein können. 

Wir fahren am nächsten Morgen weiter auf der Ruta 5 in den Norden und halten abends an einem Strand. Dort gesellen sich bald Ruth und Walter zu uns. Wir freuen uns über die nette Gesellschaft und fahren tagsdrauf nach Ovalle. Hier schlendern wir über einen riesigen Markt, gehen einkaufen und fassen wieder Diesel. Obwohl der Diesel in Chile deutlich teurer ist, machen wir voll um kein Beschaffungsproblem in Argentinien zu bekommen. Außerdem haben wir den “no tengo” Blues mit unsere Abdeckplane fürs Ersatzrad fertig getanzt. Als verwöhnte europäische “Amazon und Internet Besteller” ist man es nicht mehr gewöhnt x Geschäfte abklappern zu müssen. Vor allem bekommt man zu 99% die Aussage “no tengo” – “habe ich nicht!”. Auf diese Weise wird man von Geschäft zu Geschäft geleitet und tanzt statt leidenschaftlichem Tango den zermürbenden No-Tengo-Blues. Nach zahlreichen Misserfolgen kann man sich schon etwas deprimiert und blues-ig fühlen….aber endlich finden wir in der Stadt jemanden, der uns Ösen in eine LKW Plane setzen kann. Und dann haben wir nach 4-5 Wochen, diversen Städten und unzählbaren Fragespielen die Plane schon fertig. Auch das gehört zum Reise Alltag. Abends bekommen wir eine SMS von einer anderen Familie, die ebenfalls im LKW unterwegs sind. Ruth und Walter, die wir am letzten Stellplatz getroffen haben, haben den LKW der anderen Familie getroffen und unsere Nummer weitergegeben. Wir freuen uns über die Kontaktaufnahme und vereinbaren für den nächsten Tag ein Treffen. Dazu fahren wir wieder ein paar Kilometer zurück an die Küste. Wir werden am Strand von zwei Familien begrüßt. 2 Mädchen sind in Emil und Benes Alter. Die Kids sind sofort warm miteinander, spielen und toben auf dem Strand miteinander und wir genießen 2 Tage gemeinsam. Beide Familien wollen allerdings in Chile weiter nordwärts fahren. Uns zieht es wieder nach Argentinien über den berühmten Paso de Agua Negra. Wir verabschieden uns nach zwei tollen Tagen und wir fahren (wieder über Ovalle) in die Berge und die ersten Weinregionen. Wir wählen die “Straße der Sterne” und fahren Richtung Vicuña. Auf dem Weg dahin sehen wir viele Pickups mit Enduros geladen. Kurze Zeit später entdecken wir das Enduro Spektakel in den malerischen Hügeln. Tolle Kulisse. Wir halten und schauen kurz zu als uns ein KTM Fahrer anspricht und uns mitsamt LKW kurzerhand ins Fahrerlager mitnimmt. Wir übernachten also mitten in der Enduroveranstaltung und können tagsdrauf noch bei den Junioren und Kids zuschauen. Natürlich sind unsere Jungs begeistert und schauen fleißig zu….

Als wir am nächsten Tag Vicuña erreichen ist die Überraschung groß als wir die beiden Familien wieder treffen sowie Julia und Simon von Siju Camper. Wir übernachten alle zusammen auf einem kleinen Weingut mit Pool und Waschmaschine und buchen für den Abend eine Sternentour. Ein Astronomiestudent gibt uns Einblicke in die Weiten des Weltalls mittels Film und Teleskop. Wir genießen diese Führung und am nächsten Tag chillen wir am Pool. 

Nicht weit entfernt liegt das fruchtbare Elqui Tal, das für seine Pisco Brennereien bekannt ist. Zusammen mit Noelis Familie machen wir einen Ausflug dorthin. Picknicken zusammen und verabschieden uns dort. Wir kehren zurück zu unserem kleinen und feinen Weingut, da am folgenden Tag Benes 5. Geburtstag ist, den wollen wir an einem schönen Ort feiern…

Nach einem gelungenen 5. Geburtstag geht es für uns weiter Richtung Paso Agua Negra und damit das erste Mal in nennenswerte Höhen für Menschen und Fahrzeug. Leider hat Babsi mit dem Magen zu kämpfen, eine Salmonelleninfektion, wie sich später herausstellen wird. Auf 3200 Meter machen wir eine Mittagspause, jedoch geht es Babsi hier kontinuierlich schlechter, so dass wir doch lieber zurück fahren auf 2700 Höhenmeter. Dies hilft sofort, die Nacht wird dennoch übel, wenn auch nicht wegen der Höhe. Babsi kämpft mit Durchfall und Kreislauf. Am nächsten Morgen müssen wir entscheiden, ob wir zurück in die nächste große Stadt fahren um einen Arzt aufzusuchen oder über den Pass und dort in eine Klinik. Da der Rückweg länger ist und wir keine Lust haben nochmal so weit zurück zu fahren, entschließen wir uns es mit dem Pass zu versuchen und ggf. umzukehren, falls es nicht geht. Die Überfahrt klappt gut und wir genießen die atemberaubende Kulisse um uns. Auf der Passhöhe mit 4760 Metern sind wir schnell aus der Puste und merken leichte Kopfschmerzen, während die Kids keinerlei Symptome oder Einschränkungen zeigen. Die Feuerwehr stößt dicke schwarze Rauchwolken aus und verliert an Leistung. Wir meistern die Höhe allesamt sehr gut und sind begeistert wie unser Fahrzeug uns hoch geschnauft hat. 

Wir nehmen die argentinische Grenze, fragen dort gleich nach einer Empfehlung für eine Klinik und Babsi lässt sich dort eine Infusion mit Wasser und Medikamenten geben. Die Flüssigkeit hilft, die Medikamente jedoch kein bisschen. So entscheiden wir am nächsten Tag in die nächste größere Stadt zu fahren um die Ursache untersuchen zu lassen. Für uns eine ungewohnte Erfahrung, dass das nächste Krankenhaus mit Labor 150 km entfernt ist. Dort wird anhand einer Blutuntersuchung eine Salmonelleninfektion festgestellt, die mit Antibiotikum schnell behoben ist. 

So kann es also wieder weiter gehen zum Nationalpark Tampalaya. Schon der Weg dorthin führt durch eine Canyonlandschaft, die uns staunen lässt. Als wir mit Sonnenuntergang und nach einer unglaublich schönen Fahrt am Nationalpark eintreffen staunen wir nicht schlecht über das Begrüßungskommitee. Neben Daggi und Manni stehen dort Céline und Dario mit Celine’s Eltern, die gerade zu Besuch sind, die Lost Donkeys, und die Motorradfahrer Martin und Elke. Im Nationalpark unternehmen wir einen Ausflug in einen Canyon mit roten steilen Felswänden, die 150 Meter senkrecht in die Höhe ragen. Außerdem gibt es jahrtausendealte Felsmalereien zu sehen und die Organisatoren des Ausflugs überraschen uns Teilnehmer mit Sekt, Wein und Snacks. Schön sich mal um nichts kümmern zu müssen… 

In Chilecito treffen wir uns alle wieder auf einem kleinen Campingplatz und erkunden die Stadt mit dem Fahrrad. Wir fahren zu einer Station eines ehemaligen Bergwerks. Im Museum der damaligen Talstation informieren wir uns über den spannenden geschichtlichen Hintergrund. Die Seilbahn wurde 1905 von einer deutschen Firma errichtet und war damals ein Meisterwerk der Technik. Die längste und höchste Seilbahn der damaligen Epoche. Zuvor konnte ein Esel 150 kg Steine in 10 Tagen von 4700 Meter auf 1000 Meter befördern. Mit der Seilbahn konnte ein Korb mit 500 kg Steinen in 4 Stunden zur Talstation befördert werden. Es sind einige Bilder der Bauphase ausgestellt. Es ist schwer zu fassen, wie zur damaligen Zeit ein Bauwerk dieser Dimension und in solch schwieriger Lage errichtet werden konnte. 

Mit Daggi und Manni sowie Livia und Juval fahren wir nach Fiambalá, zu den sehr schönen und heißen Thermen. Wir genießen die heissen Becken, die zwischen 32 und 45 Grad warm sind, in toller Kulisse. Am folgenden Tag fahren wir zur Duna Mágica. Dort klettern wir mit unserem Sandboard ganz nach oben und sausen dann wie mit einem Schlitten nach unten. Auch die Einheimischen kommen gerne zum Sandboarden an diesen Ort und erst abends wird es hier ruhig. Am folgenden Tag fahren wir alle gemeinsam nach zu den Dünen Tatón. Wir suchen lange nach einem passenden Stellplatz und versuchen es zu schaffen ohne, dass sich einer von uns fest fährt. Es kommt wie es kommen muss und wir buddeln mehrmals den Laster von Daggi und Manni aus. Schleppen ab und das ganze wieder von vorn. Irgendwann schaffen wir es endlich zum auserkorenen Stellplatz, als ein kleiner Sandsturm aufzieht und wir uns schnellstens nach drin verziehen. Ja, so läuft es auch manchmal im Reisealltag … 

Die Erfahrung ist dennoch nützlich, denn zum einen wissen wir nun, dass unsere Feuerwehr im Sand noch ganz schön viel schleppen kann und zum anderen haben wir die Grenzen von Daggi und Mannis Laster gesehen. So entscheiden Daggi und Manni, dass die von nun an geplante 4×4 Strecke nicht für den kleinen Laster geeignet ist und wir fahren nur zusammen mit Juval und Livia weiter. 

Die nächste Etappe führt uns nach Las Papas. Um dieses kleine Dorf zu erreichen fahren wir unter anderem 30 km in einem Flussbett und bewältigen dabei 700 Höhenmeter. Wir kreuzen unzählige Male den knietiefen Fluss und holpern uns gemächlich durch die schöne Canyonlandschaft bis wir uns gegen Abend einen schönen Schlafplatz suchen. Las Papas ist ein Dorf mit ca 10 Häuschen und wir werden mit ungläubigen Blicken empfangen. An einem Gespräch scheint aber niemand so recht interessiert zu sein und so fahren wir kurz darauf weiter in die beeindruckende Berglandschaft. Wir erreichen nach nur 20 Tageskilometern unseren nächsten Schlafplatz bei weiteren heißen Quellen. Dieser Platz ist über einen schmalen und nicht ganz einfachen Feldweg zu erreichen. Wir kratzen erstmals regelmäßig mit unserem Heck auf dem Boden und entscheiden uns den Unterfahrschutz hinten hochzusetzen bevor noch etwas beschädigt wird. Es gibt eine enge Stelle, die uns etwas Nerven kostet bis wir sie passiert haben. Umso begeisterter sind wir von dem Übernachtungsplatz. Wir stehen hier völlig allein und es existiert ein Pool mit angenehmen 33 Grad. Wir genießen ein warmes Bad und fahren am nächsten Tag weiter und halten nach wenigen Kilometern an einer Kreuzung, um mit dem Fahrrad 3 km one way zu weiteren Quellen zu fahren.  Allerdings stellt sich der Weg als so steinig raus , dass wir lieber das Rad stehen lassen und laufen. Der eigentlich kleine Ausflug, wird anstrengender als gedacht, noch dazu auf 3700 Höhenmeter, aber Bewegung tut auch mal wieder gut. Die Nacht verbringen wir an einer schönen Lagune auf 3500 Metern und bei Minustemperaturen. Der nächste Tag wird ein Tag der Landschaften. Morgens fahren wir entspannte Sandstreckchen zu einem 6km großen Vulkankrater auf 4200m Höhe. Für diesen Tag Landschaft Nummer 1. Wir entscheiden den kompletten Krater zu durchfahren und danach eine Schleife um den Vulkan zu drehen. So wollen wir wieder zurück zur Piste und weiterfahren. Theoretisch….Praktisch bringen wir die zwei Autos erstmals an ihre Grenze. 4400m Höhe, tiefer Sand und seeeehr steiler Anstieg lassen uns umdrehen. Aber nicht ohne zu „spielen“. Untersetzung, alle Sperren rein, viel Luft aus den Rädern, Anlauf und Go! Bei der Höhe kommt satter, schwarzer Dieselqualm aus dem Auspuff und los. Da es sich um ein „Spielplatz“ handelt wollen wir bei allem guten Willen aber nix kaputt machen. Aus dem Grund brechen wir nach 3 Versuchen ab, haben das ca. 150m lange Sandfeld ganz knapp nicht geschafft. Was uns aber überrascht hat, ist dass der LKW dem Defender um nichts nachsteht. Beide pushen aus Spaß nicht weiter, hätten wir zwingend durchgemusst, hätten wir es wahrscheinlich mit einigem weiteren probieren geschafft. Nachdem wir uns mit allen vieren wirklich tief eingebuddelt hatten, konnten wir aber dank der Steigung rückwärts easy wieder raus und haben eine alternativ Route zum Piedra Pomez gesucht – und gefunden. Und da ist die nächste Landschaft. Schwarze Vulkansandwüste mit herrlichen Dünen. Auf 3500m Höhe schwarze Dünen, weiße Berge, und eine unvorstellbare Weite….nach einigen Kilometern in der Düne kommen wir zur Landschaft Nummer 3. Eine riesige Fläche mit Bimssteinformationen. In diesem „Feld“ suchen wir ein geeigneten Platz, verbringen die Nacht und machen einen gemeinsamen Kochabend im LKW. Was will man mehr. Grandioser Tag!

Der letzte gemeinsame Tag dieser Bergetappe führt uns um den Carachi Pampa Vulkan und gleichnamige Lagune. Wieder ein neues Landschaftsbild. Lagune, Flamingos und surreale Farben lassen uns wieder mit offenen Mündern dastehen und genießen. Abends fahren wir noch bis zum Vulkan bei Antofagasta, welchen Babsi noch am gleichen Abend besteigt. Juval und Livia brechen tagsdrauf Richtung Norden auf.

Für uns vier geht es etwas südwärts zur Ruta 40 Richtung Cafayate. Diese 400km Etappe fahren wir ohne weitere Übernachtung und treffen abends Flos Eltern wieder. Außerdem sind Max und Merle von „Anschallen Abfahrt“ da. Ein sehr schönes Widersehen!

In dem hübschen Städtchen schlendern wir durch die Gassen und nutzen die Gelegenheit, geben die Jungs in die Obhut der Großeltern und machen die längst überfällige Weinprobe in diesem weltbekannten Weinanbaugebiet. 

Auf unserem weiteren Weg passieren wir mehrere hübsche Dörfer aber aufgrund der Nachsaison ist ziemlich tote Hose angesagt. Was wir uns unbedingt ansehen möchten, ist der Camino de Los Artesanos, ein 10 km langer Weg mit mehreren Handwerksbetrieben, wie zb Webereien oder Töpfereien, wo man bei der Produktion zusehen darf und natürlich die Produkte erwerben kann. In den Webereien werden Ponchos gewebt und in einer wird damit geworben, dass hier ein Umhang für den Papst gewebt wurde. Tatsächlich sind die wunderschönen Ponchos bester Qualität und mit 200€ das Stück nichts für Schnäppchenjäger. 

Wir verbringen die Nacht in der Nähe, um am folgenden Tag die beeindruckende Strecke der RP42 nach Salta zu fahren. Tatsächlich lohnt die Strecke und bietet tolle Ausblicke von der Passhöhe auf ein weites Wolkenmeer, aus dem noch vereinzelte Berggipfel wie Inseln herausragen. Auf dem Runterweg sehen wir unsere erste richtige Vogelspinne über die Straße marschieren. Wir werfen den Anker und schiessen ein paar schaurig schöne Bilder. Obwohl zumindest Babsi sich vor den Tieren graust, sind wir uns alle über deren Faszination einig. 

Schließlich gelangen wir nach Salta und treffen dort auf dem Campingplatz wieder die altbekannten Gesichter unserer inzwischen zahlreichen Reisefreunde und freuen uns über die erneute Zusammenkunft. 

Wie immer gibt viel mehr Bilder hier…oder auf unserem Instagram-Account @vierim4x4.

3 Gedanken zu „Über den Pass Agua Negra zurück nach Argentinien 

  1. Es ist immer interessant, zuerst die Route „live“ auf Polarsteps mitzufahren und anschließend die vielen ausführlichen Geschichten hier zu lesen. 🙂
    Danke für den schönen Bericht und gute Weiterfahrt!!

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