Bolivianisches Tiefland und die „Todesstrasse“
Kurzüberblick:
Wir verlassen Brasilien bei Caceres wieder und sind zurück in Bolivien. Hier fahren wir die Jesuiten-Route und verweilen im bolivianischen Tiefland. Über Trinidad und Santa Rosa de Yucuma fahren wir Rurrenabaque vom Norden an. Nach dem bolivianischen Amazonas fahren wir nach La Paz. Auf dem Weg dorthin fahren wir die berühmte Todesstrasse, eine der gefährlichsten Strassen der Welt.
Nach unserem Abstecher nach Brasilien sind wir glücklich nochmal nach Bolivien zu kommen, da es uns hier wirklich gut gefallen hat. Wir fahren bei San Matías über die Grenze und zwei Eindrücke sind sehr eingängig. Zum einen ist ab Grenze die gute Teerstraße plötzlich ziemlich miese Wellblechpiste und zum anderen glänzt das Örtchen San Matías nicht gerade durch neue Hochglanzbauten. An der Polizeistation, wo die Einreiseformalitäten erledigt werden, wären wir fast vorbei gefahren, so baufällig wirkte das Gebäude auf uns. Es klappt aber alles reibungslos und so sind wir bald auf unserem Übernachtungsplatz. Es handelt sich um ein kleines Naherholungsgebiet an einem See gleich am Stadtrand. Als wir ankommen können wir kaum fassen wie vernachlässigt das ehemals sicherlich schöne Gelände ist. Vermüllt, verfallen vergammelt. Echt schade. Wir können nicht verstehen, dass die Dorfbewohner das Gelände nicht selbst nutzen und versuchen es sauber zu halten. Meist scheinen die Einheimischen nicht gerade vielbeschäftigt zu sein. Aber vielleicht können wir unsere europäische Denkweise einfach nicht ablegen.
Am folgenden Morgen starten wir die 300 km schlechte Piste bis San Ignacio de Velasco. Unterwegs können wir einigen liegen gebliebenen Fahrzeugen mit etwas Luft, Werkzeug oder Know-How aushelfen und wir sind erschrocken über den desolaten Zustand mancher Fahrzeuge. Ein Familienvater fährt mit seinem 40 Tonner Holzlaster hunderte Kilometer bis Santa Cruz, mitsamt Frau und kleiner Tochter. Er verlor unterwegs zwei Federbriden und damit war die Vorderachse nicht mehr sinnvoll mit dem Fahrzeug verbunden. Wir können das so nicht mit unserem Gewissem vereinbaren, helfen unter anderem mit Werkzeug aus und als er unser gutes Werkzeug in den Händen hat, nutzt der Familienvater gleich die Möglichkeit alle möglichen Schrauben unter anderem der Blattfedern festzuziehen. Diese waren alle lose. Wir wollen gar nicht weiter darüber nachdenken was alles passieren könnte und können nur innerlich den Kopf schütteln und fragen uns warum es ist wie es ist. Hat er nicht das passende Werkzeug, verschwendet er keinen Gedanken an die möglichen Risiken für seine Familie und alle anderen Verkehrsteilnehmer? Ist es hier so normal und kein Hahn kräht danach? Warum wird bei den zahlreichen Militär- und Polizeikontrollen nicht auf die Fahrzeugsicherheit geachtet? Solange das Tagfahrlicht brennt, scheint alles ok zu sein…
Wir schaffen die Strecke bis San Ignacio nicht auf einen Rutsch und übernachten in einem kleinen Dorf auf dem Fußballplatz. Die Einheimischen sind sehr freundlich und zurückhaltend. Die Jungs können sich bei Sonnenuntergang noch auf ihren Rädern austoben und Düsen übers Fußballfeld, zwischen den Kühen, Hunden und Hühnern hindurch. Die Nachbarin verkauft uns Brot, es kommt uns zwar teuer vor aber wir gönnen ihr die 50 Cent extra von ganzem Herzen.
Am nächsten Tag sind wir froh endlich San Ignacio zu erreichen. 300 km Schotter waren wirklich anstrengend aber wir hatten auch coole Erlebnisse. Z.B. haben wir einen der seltenen und scheuen Tapire in der Dämmerung gesichtet und ein sehr interessantes Erlebnis war die Beobachtung einer Vogelspinne. Erst dachten wir die Vogelspinne hat Beute gemacht und würde gleich ein riesiges Insekt verspeisen. Aber bei genauerer Betrachtung sehen wir, dass das Insekt, ein riesiger Tarantulafalke, eine Wespenart, sicherlich so lang wie ein Zeigefinger, die Vogelspinne rückwärts bewegend hinter sich herschleppt, sogar einen 30 cm senkrechten Absatz hoch.
San Ignacio de Velasco will uns nicht mehr gehen lassen und das nicht wegen seiner schönen Missionskirche, sondern weil wir bei einer Durchsicht feststellen, dass der Hauptrahmen an der Tankaufhängung Risse bekommt. Der Besitzer unseres Campingplatzes hilft uns bei der Suche nach einer Werkstatt, die uns bei der Reparatur helfen kann. Montag mittags fahren wir dorthin. Am Mittwoch sind wir mit der Reparatur unseres Schadens fertig. Leider hat der Schweißer bei seinem Werk die Bremsleitung beschädigt und ein Loch rein gebrannt. Die Reparatur der Bremsleitung ist mit dem passenden Equipment eigentlich schnell erledigt. Aber ohne selbiges eben halt nicht. So stehen wir nochmal bis Freitag in der Werkstatt bis wir dieser endlich den Rücken kehren können. Nach 5 Tagen Dreck und Hitze freuen wir uns umso mehr als wir in San Ignacio noch ein schönes Schwimmbad entdecken. Dort sind wir so gut wie alleine und dürfen auch über Nacht dort parken.
Wir sind irgendwie erleichtert als wir endlich weiterfahren können. Wir verbringen die folgenden zwei Nächte an einer schönen Lagune mit Bademöglichkeit in Concepción. Inzwischen ist es tagsüber seit langem über dreißig Grad und wir nehmen jede Erfrischung dankbar an. Noch sind die Nächte mit ca. 20 Grad gut erträglich, aber auch das wird sich bald ändern. Auch die folgenden Nächte verbringen wir in Wassernähe. In Santa Rosa de la Mina gibt es einen großen Pool. Dass dieser seine besten Tage schon hinter sich hat, übersehen wir bei den hohen Temperaturen gerne…
Auf dem Weg werden wir in San Ramon von einem „Moin moin“ gegrüßt. Die Stimme gehört zu einem 17 Jährigen, der mit seinem Motorrad am Straßenrand neben uns hält. Er lädt uns kurzerhand zu seiner Familie zum Mittagessen ein. Neugierig nehmen wir die Einladung dankend an und landen auf der schönen Terrasse einer deutschen-russischen Familie, die als Missionare oder als kirchliche Vertretung im Ort ansässig sind. Die Eltern und die 6 Kinder sind super gastfreundlich und wir alle genießen einen Mittag mit deutschem Austausch und verabschieden uns nach einem Mittagessen und Kaffee herzlich.
In der nächsten Stadt findet derzeit eine der regelmäßigen Straßenblockaden statt. Mit diesen Aktionen wird gegen Missstände protestiert, in diesem Fall gegen die schlechten Straßen. Die Blockade geht 4 Tage lang. Wir fahren hin um uns ein eigenes Bild der Lage zu machen. Laut Kartenmaterial erreichen wir den nächsten Stellplatz kurz vor dieser Blockade, allerdings stellt sich dies als Fehlinformation heraus. Als wir ankommen fahren wir an zahlreichen geparkten LKWs vorbei. Es ist alles ruhig, wir nehmen keine Aggression wahr und erkundigen uns bei einem Busfahrer nach der aktuellen Lage. Bis den Forderungen stattgegeben wird, soll die Straße blockiert bleiben. Er gibt uns außerdem den Tipp für eine kleine Landstraße mit der wir doch noch zu unserem Campingplatz kommen. Die Umfahrung ist wirklich sehr klein und es wird schon dunkel. Es kommen uns immer wieder Einheimische entgegen, denen die Umfahrung ebenfalls bekannt ist. Wir erkundigen uns, ob wir den Weg mit unserem LKW bewältigen können. Es folgt ein vages Nicken und die Andeutung, dass es holprig wird. Es handelt sich um 2 km und so begeben wir uns in den kleinen Schotterweg, gesäumt von allerlei Grünzeug. Es wird dichter und dichter und inzwischen auch stockdunkel. Wir befürchten schon uns abermals im Wald zu verkeilen, aber wir müssen nicht ein einziges Mal die Säge auspacken. Nach einer Stunde sind wir durch und erreichen unseren Campingplatz. Dort gesellen sich noch eine Reisegruppe zu uns, die um 22 Uhr die Straßenblockade passieren konnten, da den Forderungen stattgegeben und die Blockade aufgelöst wurde. Mit etwas mehr Geduld wären wir also auch angekommen 😉
Bei Trinidad gibt es das Dschungelresort Chuchini. Hier wollen wir nochmal Dschungelflair genießen. Das Resort ist sehr schön am Rio Ibare gelegen und hat mit Zipline, Spielplatz sowie echtem Äffchen viel für die Kinder zu bieten. Tatsächlich ist das kleine Kapuzineräffchen ganz schön frech und klettert gerne mal auf den Hund um eine Runde zu reiten. Zwischendurch kuschelt er sich a die Katze oder schaukelt in seiner Schaukel. Beim Wäsche waschen leistet es Babsi Gesellschaft und klettert auf ihre Schulter. Auf dem Rückweg nach Trinidad wollen wir nochmal in der hübschen Pasteleria vorbei schauen, wo es soooo leckere Croissants und Zimtschnecken gab. Da diese geschlossen hat fahren wir zu einer anderen Empfehlung, dem Casa del Pan. Dies stellt sich als sehr glücklicher Zufall raus, denn wir kommen mit dem Besitzer Stefano ins Gespräch. Wir verstehen uns mit dem Gleichaltrigen auf Anhieb super und so verabreden wir uns für den Abend. Wir treffen uns mit seiner Familie zum Pizza essen in seinem Garten und parken für diese Nacht vor seinem Haus. Diese nette Bekanntschaft wird uns in Erinnerung bleiben!
Auf dem Weg nach San Ignacio de Moxos gibt es eine Brücke unter der rosa Flussdelfine leben. Wir versuchen unser Glück und laufen zum Flussufer. Kaum zu glauben aber bereits nach zwei Minuten sehen wir die ersten Rückenflossen der großen Tiere auftauchen. Wir verweilen für eine halbe Stunde und beobachten sicherlich 20 Tiere bei der Jagd. Zugleich eben unter der Brücke einige Männer in Zelten. Wir wissen nicht, ob dies nur zeitweise oder dauerhaft aber die Lebensumstände wirken sehr ärmlich. Dies ist mit das erste Mal das uns die Armut in Bolivien so arg auffällt und leider wird uns Ähnliches in den nächsten Tagen noch öfter begegnen.
In San Ignacio de Moxos findet gerade ein großes Festival statt mit traditionellen Tanzaufführungen und einer Stierkampfarena. Wir schauen uns das Spektakel kurz an und sind erleichtert, dass es weniger grob ist, als man es von Stierkampfberichten in Spanien kennt oder auch weniger brutal als das Gaucho Rodeo in Argentinien. Dennoch können wir der Volksbelustigung auf Kosten der Tiere nichts abgewinnen und kehren dem Schauspiel bald wieder den Rücken. Lieber kühlen wir uns in der naheliegenden Lagune ab und treffen dort auf Engländer in ihrem VW Bus. Wir verbringen einen netten Abend und kommen darauf, dass wir gemeinsame Reisebekannte haben. Nun sollte man meinen, dass dies unter Reisenden nichts außergewöhnliches ist, jedoch haben die Engländer die gemeinsamen Bekannten in Mexiko getroffen und wir zu Beginn unserer Reise in Dänemark. Die Welt ist halt doch klein…
In San Borja nehmen wir die kleine Landstraße direkt nach Santa Rosa de Yucuma, nachdem wir uns vorab mehrfach bestätigen lassen, dass die kleine Fähre am Ende der 100 km Piste auch LKWs unserer Größe transportiert. Nachdem sich alle einig sind, dass das kein Problem ist brechen wir auf. Die Landschaft ist wunderschön, hat was von Pantanal, die Temperaturen sind wieder heiß und wir brauchen für den Weg eineinhalb Tage. Die Nacht verbringen wir vor der Zufahrt einer riesigen Estancia. Die Besitzer kommen kurz mit dem Motorrad vorbei und haben nichts gegen unsere Übernachtung einzuwenden. Wir schiessen noch die obligatorischen gemeinsamen Bilder vor der Feuerwehr und verbringen dann eine ruhige Nacht hier sowie einen atemberaubenden Sonnenaufgang. Wir fahren früh los zur Fähre um die schöne Morgenstimmung und die noch erträglichen Temperaturen zu genießen. Um 11 Uhr erreichen wir die Fähre aber vom gegenüberliegenden Ufer murrt der alte Fährmann nur, dass er unseren LKW nicht mitnimmt. Das sind natürlich schlechte Nachrichten für uns, denn das würde bedeuten, dass wir wieder eineinhalb Tage zurück fahren und um die andere Uferseite zu erreichen müssten wir weitere 250 km aussen rum fahren also, 350 km Umweg. So schnell drehen wir nicht um. Wir warten bis die Fähre mal auf unserer Seite anlegt und versuchen nochmal mit dem Fährmann zu kommunizieren. Aber der will nicht. Andere Fahrzeuge die vorbei kommen versuchen zu vermitteln und verstehen nicht, dass er uns nicht mitnimmt. Irgendwann heißt es nach dem Mittag geht es. Wir warten also. Nachmittags heißt es dann der Besitzer der Fähre verbietet die Mitnahme großer Fahrzeuge um die Fähre nicht zu beschädigen. Wir fahren die letzten 4 km erstmal mit dem Fahrrad nach Santa Rosa um die anvisierte Bootstour zu buchen. Übernachten dann an unserer Uferseite wo uns am nächsten Morgen um 6 Uhr unser Guide per Boot abholen soll. Wir stehen alle um fünf vor sechs vor der Tür aber unser Guide taucht nicht auf. Das läuft ja wunderbar… eine Tour nach der anderen kommt vorbei und hält an unserem schönen Platz für den Sonnenaufgang. Der Guide dieser Tour ruft freundlicherweise bei unserem gebuchten Guide an und der ist auf dem Weg. Um sieben ist er schon da und es kann losgehen. Wir sehen gleich auf den ersten Metern unglaublich viele Tiere: nochmal die Rosa Flussdelfine, Vögel, Kaimane und Alligatoren, Äffchen, Schildkröten … eine wirklich gelungene Tour. Als wir zurück kommen, dürfen wir tatsächlich übersetzen. Am Vorabend kam ein Bolivianer an unserer Uferseite an, der einige Jahre in der Schweiz gelebt hat. Er meinte er würde mit dem Besitzer der Fähre sprechen, ein Großgrundbesitzer auf dessen Grund die Fähre liegt. Dieser hat daraufhin seine Zustimmung gegeben und wir verladen. Da unser Gewicht aber grenzwertig ist, laden wir erstmal den Großteil unseres Hab und Guts aus, verschiffen die Feuerwehr ziemlich leer. Und wir sehen nun, was das Problem ist: der Ausladevorgang zieht sich ein wenig da es nicht ganz einfach ist die Fähre fest genug zu vertrauen, dass sie bei der Abfahrt nicht wieder von Land gestoßen wird. In dieser Zeit dringt Wasser durch die maroden Planken. Es gibt zwar eine Wasserpumpe an Bord, aber keiner der Besatzungsmitglieder hat daran gedacht sie schonmal vorsichtshalber anzuwerfen. Wir schaffen es aber rechtzeitig wieder von Bord, bevor zu viel Wasser eindringt. Babsi und die Kids warten noch am anderen Ufer und filmen alles. Die aufkommende Hektik war auch von der anderen Seite zu spüren. Zur Info der Fluss war 20 Meter breit und maximal 2 Meter tief, aber genug um eine Fähre und ein Fahrzeug volllaufen zu lassen…
Wir zahlen den 10 fachen Preis, Murren aber nicht und sind dankbar dass wir noch übersetzen durften.
Wir fahren nun also via Santa Rosa nach Rurrenabaque. Dort wird mit Umzügen der Nationalfeiertag gefeiert und wir schauen dem Treiben zu bevor wir einige Anbieter für eine Tour in eine der Ecolodges des Madidi Nationalparks abklappern. Letztendlich entscheiden wir uns dagegen eine der teuren Übernachtungen im Dschungel zu buchen und verbringen noch drei Nächte Rurrenabaque. Hier ist es richtig heiss und wir schmachten bei tagsüber 38 Grad und Nachts bei 28 Grad. So langsam haben wir genug geschwitzt und wir freuen uns wieder auf kühlere Temperaturen in der Höhe. Wir verbringen eine zweckmäßige Nacht neben einem Fußballfeld bevor wir den unteren Beginn der Todesstraße bei Coroico erreichen. Wir verbringen zwei Nächte im Eco Camp El Nido de Uchi, dessen Zufahrt sich für uns als gar nicht so einfach rausstellt. Es geht sehr steil mit Schotter enge Serpentinen in die Höhe und um die Einfahrt zu bewältigen müssen wir einige Male rangieren. Aber auch das meistern wir und werden mit einem tollen Blick auf Coroico und einem hübschen Pool belohnt.
Nach dieser Erholung fühlen wir uns gewappnet die Todesstraße zu probieren, immer mit der Option umzudrehen wenn es uns zu eng wird. Es soll durch den Abgang einer Muräne eine Engstelle geben, aber auch immer wieder gute Wendemöglichkeiten. So machen wir uns auf und versuchen es einfach mal. Die Straße ist eine gut gepflegte Schotterstraße, in unserem Verständnis einspurig, aber bevor die neue Umgehungsstraße nach La Paz gebaut wurde, war es der nördliche Hauptzubringer in die Millionenstadt. Da wir auf den letzten Kilometern erfahren haben, wieviel Verkehr Richtung La Paz fließt und wie halsbrecherisch die Brummis und allen voran die zahlreichen Taxis fahren, dann kann man den Ruf dieser kleinen Straße als Todesstrasse und die zahlreichen Kreuze am Wegesrand besser nachvollziehen. Für uns war die Todesstrasse jedoch recht entspannt weil kein Verkehr mehr herrscht. Der einzige Zweck dieser Straße ist es mittlerweile die wenigen Anwohner anzubinden und in erster Linie der Fahrradtourismus. Aus La Paz werden Busweise die Touristen angekarrt, die dann 30 km und 2000 Höhenmeter den Schotterweg nach unten fahren. Leider sind einige der Kreuze, die uns am Wegesrand mahnend anstarren von verunglückten Radfahrern, erkenntlich an den Fahrradhandschuhen oder einer Fahrradkette, die am Kreuz befestigt sind. Da kann es einem schon kalt über den Rücken laufen. Ganz bewusst haben wir uns entschieden erst um 15 Uhr unten in die Todesstraße einzusteigen, weil dann die Radtouren alle schon durch sind und wir wollen kein Risiko für die Fahrradfahrer auf der engen Straße darstellen. Es herrscht hier Linksverkehr, d.h. Wir fahren auf der Hangseite und der Bergabverkehr auf der Talseite, wo es schwindelerregende 600 Meter fast senkrecht nach unten geht. Babsi als Beifahrerin sitzt also am Abgrund und kontrolliert bei jeder Kurve, dass auch die Hinterachse nicht zu früh einschlägt und gibt Warnungen bei Auswaschungen. Wir fahren aber gaaaanz langsam und gehen keinerlei Risiko ein. Wir schaffen die 30 km nicht ganz an einem Nachmittag und schlafen in einer sicheren Ausbuchtung eines der letzten Aussichtspunkte. Am nächsten Tag bewältigen wir in aller Ruhe noch die letzten 4 km und biegen danach auf die Hauptstraße mit den gefährlichen Taxifahrern ab. Diese führt uns auf 4700 Metern, wo wir auf dem Pass Stopp an einer Jesusstatue machen. Hier bekommen wir mit wie die Einheimischen mit Opfergaben in Form von Blumen, Alkohol und toten Lamaföten der Mutter Erde, Pachamama huldigen. Wir bestaunen das Treiben und machen uns dann auf, um in wenigen Kilometern La Paz zu erreichen.
Wie immer gibt es viele, tolle Bilder hier…