La Paz und unser Fazit zu Bolivien…

La Paz und unser Fazit zu Bolivien…

Kurzüberblick: Wir fahren in die Millionenmetropole „La Paz“. Nach einer Woche gehts weiter zum Titikaka-See, wo wir bei Copacapana Bolivien verlassen und nach Peru einreisen. Wir blicken auf fast 90 Tage Bolivien zurück…

Der erste Blick auf La Paz lässt uns bereits erahnen was diese Stadt ausmacht. Unzählige Ziegelhäuschen klammern sich an die steilen Berghänge der Großstadt. Und wir sehen erst einen klitzekleinen Ausschnitt davon. Je weiter wir in die Stadt vordringen, desto chaotischer wird der Verkehr. Irgendwann stecken wir mitten drin. Uhrzeittechnisch schätzen wir, dass wir keine Rush Hour erwischt haben. Es ist mitten am Nachmittag, aber wir hangeln uns von Stau zu Stau, wobei die uns umgebenden Fahrzeuge zu 95% Taxis und Collectivos (= Minibusse) sind. Und die kennen keine Rücksicht und kein Erbarmen mit dem dicken ausländischen Touristentruck. Jeder Millimeter wird gnadenlos ausgenutzt, um auf das vordere Fahrzeug aufzuschließen. Da hilft bloß ebenfalls drängeln. Flo quetscht sich in jede sich auftuende Lücke oder verschafft sich Platz, immerhin: Größe beeindruckt… Irgendwann erreichen wir nach einer steilen und holprigen Bergauffahrt, im besseren Teil der Stadt, unseren kleinen Campingplatz, wo wir, zu unserer aller Freude, weitere Overlander mit Kindern treffen. Der Campground ist zwar klein und bietet kaum Platz mal einen Tisch raus zu stellen, aber die Stimmung ist super und der Besitzer sehr freundlich, hilfsbereit und noch dazu spricht er top englisch. Was will man mehr? Wir bleiben ca eine Woche und erkunden die Stadt mit ihren österreichischen Seilbahnen, die die unterschiedlichen Stadtteile miteinander verbinden. Die Fahrten in den gepflegten und ruhigen Gondeln, wirken über der chaotischen und nicht unbedingt schmucken Stadt irgendwie surreal. Als wir die geleckten Mittelstationen passieren, erwarten wir fast Après Ski Musik, aber dann steigt doch die traditionelle Bolivianerin zu, mit ihren ausladenden Röcken, schwarzen Zöpfen und ihrem Melonenhut. Eine Reihe silberner Schneidezähne lächelt uns freundlich an und das „Buenas Tardes“ holt uns zurück nach Bolivien. Zusammen mit der fast 2-jährigen Nele und ihren Eltern spazieren wir durch das Zentrum, schauen uns unter anderem den Hexenmarkt an, wo man sich mit Lamaföten und allerlei Heilmitteln eindecken kann, passieren die bekanntesten Plätze und Aussichtspunkte und fahren nach einem ereignisreichen Spaziergang mit den Seilbahnen einmal um und durch die Stadt. Zufällig kommen wir beim Cholita Wrestling vorbei, wo sich traditionell gekleidete Bolivianerinnen in der Wrestling Arena gekonnt zum Schein kloppen. Diese bekannte Attraktion lassen wir uns nicht entgehen und wir gesellen uns zum gemischten Publikum,  bestehend aus La Paz-lern jeglicher Altersklasse (ca 0-95 Jahre) und Touristen. Die Kinder grölen vor Lachen, wenn sich die Wrestler gegenseitig Schnee in den Rücken kippen oder gekonnt auf den federnden Boden der Tribüne schmeißen. Alles ist mit viel Humor inszeniert und wir genießen das Schauspiel. Zwischen unseren Stadterkundungsgängen entspannen wir auf unserem Campingplatz in Gesellschaft bekannter und neuer Reisenden, werkeln etwas am Fahrzeug, waschen Wäsche und planen die kommenden Reiseetappen.

Nach einer Woche ziehen wir weiter zum Titicacasee und besuchen dort ein Museum, das einige Schilfmöbel und -Boote ausstellt und Souvenirs verkauft. Es liegt direkt am Seeufer, wartet mit Rutsche und Schaukel auf und wir bleiben direkt hier für die Nacht. 

Wir erreichen am nächsten Tag Copacabana und planen einen Ausflug zur Isla del Sol. Da Flo flach liegt verschiebt sich unser Ausflug um ein paar Tage, aber schließlich nehmen wir das Boot und setzen zum Nordteil Insel über, von der die Inkas glaubten, das der Sonnengott Inti den ersten Inka und seine Frau hier zur Erde gelassen habe. Tatsächlich scheint hier die Sonne unerbittlich und Sonnenschutz ist hier auf 4000 Höhenmetern das A und O. Wir wandern vom Nordteil der Insel ca 8,5 km in den Süden. Die Aussicht ist wirklich wunderschön mit dem tiefblauen Wasser des Titicacasees, blauer Himmel, dazwischen die Mondinsel und am Horizont Schneebedeckte Gipfel. Vom Süden der Insel nehmen wir ein Boot zurück nach Copacabana und fallen abends todmüde in unsere Betten. 

Nach einem Erholungstag verlassen wir Copacabana und fahren zuvor noch zur Fahrzeugsegnung auf dem Kirchplatz. Hier stellen sich alle Fahrzeuge in einer Reihe auf, die Besitzer schmücken ihre Autos/Taxis, Busse… mit allerlei bunten Utensilien, die man an den umliegenden Marktständen erwerben kann. Wir entscheiden uns für einen Hut, eine Krawatte, Sonnenblumen, eine gehäkelte Girlande, Luftballons, Blumengesteck, Blumengirlande und ein weiteres buntes Gesteck. Die betagte Verkäuferin hilft uns alles fachgerecht an der Feuerwehr anzubringen. Wir erstehen noch vier Bier – für jeden Reifem eins – sowie Böller. Wir warten auf den Priester und als dieser schließlich zu uns vordringt segnet er unser Fahrzeug mit viel Weihwasser und einem Gebet. Er wünscht uns alles Gute und zieht in der Reihe weiter. Wir übergießen nun die Räder mit Bier und entzünden unseren (sicherlich nicht EU konformen) Böller. Reich geschmückt und gesegnet machen wir uns auf zur Grenze nach Peru. Was für ein netter Abschied, wir hoffen die Segnungen begleiten uns bis wir wieder zuhause sind. 

Wir blicken nun zurück auf insgesamt fast 3 Monate Bolivien. Tatsächlich sehen wir das Land zwiegespalten. Im Süden wurden wir so herzlich begrüßt und wir haben uns sofort wohl gefühlt. Die Leute waren aufgeschlossen und sehr angenehm. Diesen Sympathischen Eindruck haben wir bis nach Santa Cruz behalten. Ab dann sind wir für einen Zwischenaufenthalt nach Brasilien gereist. Als wir bei San Matías wieder ins bolivianische Tiefland eingereist sind, mussten wir leider, neben zahlreichen positiven Erfahrungen, auch einige durchwachsene machen. Zum Glück waren dies alles Lapalien, aber immer wieder begegneten uns mürrische und ablehnende Cocabacken, die uns teilweise nicht das Gefühl „Willkommen zu sein“ gaben. Wir hatten den Eindruck, dass im nördlichen Bolivien eine ganz andere Mentalität herrscht, eine gleichgültige Einstellung, Frustration, Unaufgeschlossenheit. Dies zeigte sich auch in lieblosen Grundstücken, vermüllten Gegenden, wortkargen Menschen. Erst im Nachhinein, als wir in Peru über den ersten Markt schlendern und uns die Peruaner anlachen, Scherze machen und von überall her Lachen zu hören ist, merken wir was uns in den letzten Wochen gefehlt hat, nämlich eine lockere und fröhliche Atmosphäre, die uns als Reisende selbstverständlich mit einschließt. Wir wissen nicht an was es gelegen hat. Manchmal dachten wir eine gewisse Reisemüdigkeit macht sich schleichend bei uns breit und unsere Geduld oder Toleranz ist nicht mehr so vorhanden wie zu Beginn. Aber mit Einreise in Peru sehen wir, dass es doch nicht nur an uns liegen kann… 

3 Gedanken zu „La Paz und unser Fazit zu Bolivien…

  1. Hallo Ihr lieben Weltenunsichermacher.
    Backnang meldet sich nach zu vielen Monaten.
    Wir hoffen dass es Euch mindestens so gut geht wie uns. Die „Kleinen“ sind ganz schön groß geworden! Es ist wirklich beneidenswert was Ihr in den vergangenen Monaten erleben durftet und uns die Hiergebliebenen die große weite Welt ein kleines bisschen nähergebracht habt. Danke für diese nicht selbst-verständliche Mühe diesen sehr sehr schön zu lesenden Reisebericht über einen so langen Zeitraum zu führen!
    Wir sind gespannt was die Zeit für Euch an Überraschungen noch parat hält!
    Kommt gesund und wohlbehalten über den Teich zurück!
    Ach ja Kollege, so verrückt es ist aber ich bin wieder im Zentrum des Wahnsinns in Affalterbach über Ferchau beschäftigt.
    Grüße an euch Vier,
    Sandra und Volker

    1. Hallo auch auf die andere Teichseite. Es freut uns sehr, dass wir so aufmerksame Leser haben! Ein paar Monate werden wir die Berichte noch weiterführen und dann, tja „bald“ geht es wieder auf eure Uferseite 😉

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